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Alt 28.04.2021, 09:33   #7490
Ratte im Labyrinth
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@901red
Zitat:
Zitat von ShortSqueeze Beitrag anzeigen
Die kann man allerdings auch recht einfach zerlegen, weil die Absolutheit mit der er behauptet Inflation kann nur über eine Lohninflation kommen natürlich auch nicht korrekt ist.
Denn Inflation kann natürlich auch über Vertrauensverlust in die Währung kommen. Die Inflation in Weimar wurde auch initial ausgelöst durch das Drucken von Geld um Zahlungsverpflichtungen gegenüber Frankreich nachzukommen.
Derzeit haben wir eine brutale Inflation was die Assetpreise betrifft.
Ja, ich finde es insgesamt nicht einfach, Flassbeck´s Thesen zu folgen. Ein Beispiel von vielen:

Den staatlichen Schulden stünden ja private Ersparnisse gegenüber, im Saldo sei also alles gut. Naja, hauptsächlich stehen den Staatsschulden, wie wir wissen, zunehmend wertlosere Staatsanleihen in den Büchern der Notenbanken gegenüber, aber ganz sicher nicht in erster Linie private Ersparnisse. Vor allem nicht im aktuellen Trend.

Das Hauptproblem scheint mir aber, dass er die Bedeutung der derzeitigen Assetinflation recht eigenwillig einordnet: naja, ist halt eine Blase, es wird irgendwann hier oder da einen crash geben und alles ist wieder normal. Aber deswegen die Geldpolitik ändern? Hauptsache, man bekommt durch noch mehr Schulden die Löhne dazu, endlich zu steigen.

Im Assetbereich haben wir ja tatsächlich schon längst massive Inflation. Und deren gesellschaftlichen Auswirkungen sind ja schon deutlich genug – eine zunehmende Spaltung in diejenigen, die bereits Vermögenswerte haben (und die von sich beschleunigender Assetinflation eher profitieren) und diejenigen, die von Gehalt leben (und die davon dank galoppierender Assetpreise auch kaum noch Vermögen aufbauen können – etwa eine eigene Immobilie). Daher finde ich die Fokussierung auf Verbraucherinflation in vielen dieser Diskussionen etwas am Punkt vorbei. Und ob man diesem Thema nur mit steigenden Löhnen beikommen kann, scheint zweifelhaft.

Krall ist in seiner Argumentation näher bei Hans-Werner Sinn, aber drastischer in seinen Schlussfolgerungen (was die Gefahr einer unmittelbar bevorstehenden Hyperinflation betrifft):
https://www.hanswernersinn.de/de/zwi...chgut-04012021
https://vimeo.com/474148317 (ab etwa Min. 2:20)

Off-topic: Krall´s Einwürfe zu gesellschaftlichen/politischen Themen bieten durchaus Raum für unterhaltsame Diskussionen: https://de.wikipedia.org/wiki/Markus_Krall

Krall konstatiert eine systemisch begründete dysfunktionale „Negativauswahl“ der politischen Klasse durch zwei Effekte: Da Einkommen und Intelligenz korrelierten, fänden sich in der Politik eher die weniger Befähigten. Dazu verstärke das Listensystem bei der Kandidatenaufstellung Konformität und Rückgratlosigkeit, da die Kandidaten den Rückhalt in ihrer Partei für ihren politischen Posten benötigen. Politiker zu werden sei der Idealjob für jemanden, der im „richtigen Leben“ versage.

...Im dritten Kapitel kritisiert Krall die „feindliche Übernahme der Parteien durch minderbegabte Karrieristen und Rentenjäger“…


Er spricht sich für die Abschaffung des allgemeinen Wahlrechts aus: Um die Interessen der Steuer- und Beitragszahler in Deutschland zu stärken, sollte Empfängern von Transferleistungen das Wahlrecht entzogen werden. Wer beispielsweise Bafög oder Sozialhilfe erhalte oder in einem subventionierten Betrieb arbeite, solle künftig kein Wahlrecht erhalten.

Menschen wüchsen an Herausforderungen und an der Bewältigung von Risiken, Problemvermeidung dagegen führe zur Erschlaffung und zur Dekadenz. ... Zur Dekadenz rechnet Krall die Gender-Forschung, den Klimaschutz und das seiner Meinung nach falsche Verständnis des Asylrechts.
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