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Alt 22.03.2023, 05:49   #15
Matze54
Nordisch by Nature
 
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Gibt was neues Mittwoch, 22. März 2023 SH Aufschlag
Nationalpark Ostsee nimmt Gestalt an
Von Ulf Christen
Vier Teile, drei Zonen? Umweltminister Goldschmidt präsentiert Pläne für mögliches Meeresschutzgebiet

Kiel. Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne) hat die mögliche Kulisse für einen Nationalpark Ostsee präsentiert. Zum Schutzgebiet soll die gesamte schleswig-holsteinische Ostseeküste mit Ausnahme der Zufahrten zu den Häfen Flensburg, Eckernförde, Kiel und Lübeck gehören. Die Pläne will Goldschmidt in den nächsten Monaten mit Naturschützern und Meeresnutzern diskutierten.

„Ich bin überzeugt davon, dass wir den Prozess so gestalten können, dass am Ende alle Seiten von einem Nationalpark profitieren“, sagte Goldschmidt zum Auftakt des Dialogprozesses im Kieler Hotel Maritim vor mehr als 300 Vertretern von Umweltverbänden, Fischerei, Tourismus, Wassersport, Kommunen, Bundesbehörden, Wissenschaft und Parteien.

Goldschmidt beschrieb die von ihm vorgestellte Gebietskulisse als „einen Suchraum, in dem ein zukünftiger Nationalpark Ostsee liegen könnte“. Der mögliche Park (rund 160 000 Hektar) schließt fast alle bisherigen Schutzgebiete an und vor der Küste ein. Die Lücken im Bereich größerer Häfen erklärte der Minister damit, dass die Voraussetzungen für einen Nationalpark in diesen stark von Schifffahrt und Tourismus (Lübecker Bucht) genutzten Gebieten nicht erfüllt werden könnten.

Der mögliche Park könnte aus vier Teilen bestehen. Das Nordstück von der Flensburger Förde bis zur Schleimündung (26 000 Hektar) gilt wegen der Seegraswiesen als schützenswert. Außerdem tummeln sich dort Schweinswale. Das Mittelstück von der Eckernförder Bucht bis etwa nördlich von Strande (12 000 Hektar) hat unter anderem wegen der Steilküsten eine große Bedeutung für die Tier- und Pflanzenwelt. Die beiden Südstücke (Fehmarn-Ost und Fehmarn-West mit zusammen 122 000 Hektar) decken eines der größten Flachwassergebiete in der Ostsee mit zahlreichen Riffen ab. Die Lücke zwischen den Gebieten bei Puttgarden ist dem im Bau befindlichen Belttunnel geschuldet.

Der Park soll höchstens 22,2 Kilometer (zwölf Meilen) in die Ostsee reichen und nur in wenigen Bereichen wie der Geltinger Birk oder dem Sehlendorfer Binnensee landeinwärts gehen. Deiche und andere Küstenschutzanlagen blieben außen vor. Damit könnten Konflikte wie beim Nationalpark Wattenmeer zwischen dem Schutz der Menschen und dem der Natur gar nicht erst entstehen.

Innerhalb des Nationalparks soll es drei Zonen geben, deren Lage noch nicht feststeht. In den Kernzonen, die langfristig mehr als die Hälfte der Fläche einnehmen sollen, sind Eingriffe in die Natur wie etwa die Fischerei tabu. Gegen Segeln sei aber nichts einzuwenden. Mit Surfern und Kitern will der Minister klären, wo die Natur Vorrang genießt. „Es sind immer Kompromisse möglich.“

Zu den Kernzonen kommen Entwicklungs- und Pflegezonen. In Letzteren sollen eine nachhaltige Fischerei und sanfter Tourismus möglich sein. Ersten Protesten von Landwirten nahm Goldschmidt den Wind aus den Segeln: Nach heutigem Stand müssten Landwirte keine Einschränkungen fürchten, weil ihre Felder nicht im Nationalpark lägen.

Goldschmidt verwies mehrfach darauf, dass die Debatte über den Nationalpark erst startet und nichts beschlossen sei. Zwischen Frühjahr und Herbst sind Workshops zu den sechs Themen Naturschutz, Fischerei, Wassersport, Tourismus, Regionalentwicklung/Wirtschaft sowie Anrainerkreise/Kommunen geplant. Daraus soll bis Jahresende eine Gesamteinschätzung zu Chancen und Risiken eines Nationalparks werden.

2024 könnte das Kabinett und 2025 der Landtag über die Errichtung eines Nationalparks Ostsee entscheiden. Bericht KN 22.03.23
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