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Alt 03.10.2022, 12:55   #3
Horst Sergio
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Lächeln Ich beantworte die Frage ggf. unabsichtlich provokativ

Am Anfang volle Zustimmung: Ich sehe auch regelmäßig Sportler, die sich mit ihrem Material überfordern wie z.B. mit zu kleinen Boards, zu gestreckten Racematten, beim Sicherheitstraining sogar mal erlebt, dass ein Mitschüler vom Trainer vor die Tür gesetzt wurde, weil er offenbar von seinem Hochleister überfordert war und lieber über Manöver theoretisieren wollte als sie durchzuziehen.

Exkurs in die Historie des Kitefoilens:

Um 2000 herum, hätte sich kaum jemand vorstellen können, dass man mit diesen Drachen an langen Schnüren zu allem Überfluss auch noch nur gestützt von 2 Flügeln durchs Wasser fahren kann, auch wenn das schon Jahre davor längst passiert war, wie auf einer Kiteski VHS Kassette von ca. 1995 mit Airchair zu bewundern ist.

Die ersten ernsthaften Kleinstserien Foils, wie sehr exemplarisch für die Zeit, mein 2014er Zeeko Makaira, hatten dann aus heutiger Sicht mit ca. 500 cm² viel zu kleine Frontwings bzw. mit ca. 400 cm² völlig überdimensionierte Backwings. Die Funktionalität war trotzdem dank des neutralen Profils des Stabis, denn man so auch auf Druck fahren konnte, recht gut. Die Schwierigkeit der damaligen Foils lag aber eben nicht am Stabi oder der überlangen Fuselage, sondern an der Größe des Frontwings. Seitdem zeigt die Industrie eine sehr kontinuierliche Entwicklung zu immer größeren und gestreckteren Frontwings, die jetzt auch statisch bzw. konstruktiv beherrschbar sind und gleichzeitig zu immer kleineren Backwings und Fuselages bei gleichzeitig steigender Einsteigerfreundlichkeit.

Wenn man diese Entwicklung fortschreibt, würde man bei einer vergrößerten und gestreckteren Variante des Triton T1 landen, also einem Monofoil mit integriertem Stabilisator. Ich denke aber, dass es für Anfänger, Racer und Booster auch langfristig beim Stabifoil bleiben wird, dafür dass Stabis aber wieder größer werden, oder zu klein gefahren werden, spricht IMHO nichts. Wenn geht es bei Anfängern eher um einen zu schnellen Umstieg auf zu kleine Frontwings.

Am wenigsten nachvollziehbar erscheint mir die Aussage, dass ein größerer Stabi und eine längere Fuselage beim Anpumpen hilfreich sein soll. IMO ist das Gegenteil der Fall und das in mehrfacher Hinsicht und sowohl aus meinem bescheidenen Physik Verständnis, als auch der praktischen Erfahrung. Ein Stabi an einer langen Fuselage sorgt nicht nur permantent für erhöhten Strömungswiderstand und Abtrieb, sondern verhindert auch das freie schnelle Anstellen des Frontflügels, dass fürs Anpumpen sehr wichtig ist. Foils mit wenig Widerstand im Verhältnis zum Auftrieb also Gleitzahl, was der IMO entscheidende Faktor ist, sind unstabilisierte Monofoils, die zugegeben nicht jedermanns Sache sind.

Meine halb empirischen Vergleiche zwischen einem Monofoiler und eine Stabifoiler in den schwachwindigen und böigen Lees von Herrenchiemsee haben eher dazu geführt, dass ich in Zukunft besser keine Insel-Touren mehr mit Stabifoilern mache, weil sowohl deren Upwind (Gleitzahl) als auch Leichtwindstartfähigkeit einfach so katastrophal schlecht ist und das trotz ebenfalls guten Foilskills und viel besserer Kondition als ich sie selbst habe. Aber an jeder Ecke der Insel 15 min warten … ne, geht garnicht

Beim Dockstart kann ich noch nicht mitreden, beim reinen Pumpen kenne ich aber eher den Trend zu kleinen Stabis und kurzen Fuselages bzw. und pumpe ja selbst glücklich ganz ohne.

Aber in 10 Jahren wissen wir es eh, was sich durchgesetzt hat von daher und bis dahin, jedem wie er mag und meint.

Ansonsten:
Vielleicht einfach auch mal einen größeren Frontflügel versuchen anstatt einen größeren Stabi?
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