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Alt 01.10.2022, 13:22   #483
Smolo
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Zitat von wingfoilsuechtig Beitrag anzeigen
Der Spiegel schreibt folgendes in seiner neuesten Ausgabe, will sich
allerdings auch nicht final festlegen…

Eine etwas komplexere Theorie, die allerdings ein schlüssiges russisches Motiv liefert, geht so: Möglicherweise, darüber denken auch die Experten des BND nach, hatte man mit der Zerstörung der Röhren auch vor, möglichen Schadenersatzansprüchen wegen der Lieferstopps zu entgehen. Wann immer Russland bislang am Gashahn gedreht oder anderweitig mit Energie seine bestrafende oder belohnende Politik gemacht hat, bemühten sich die Verantwortlichen darum, technische, ökonomische oder anderweitig unabweisbare Zwänge dafür anzugeben, um Argumente für künftige Justizverfahren zu haben.

Moskaus Motiv, die eigenen Pipelines zu demolieren, würde in dieser Logik auf der Überlegung basieren, dass Gaslieferungen durch kaputte Pipelines unmöglich sind. Und sind Gaslieferungen unmöglich, dann kann Russland auch unmöglich seine Lieferverträge erfüllen – wäre also juristisch aus dem Schneider. Anders gesagt: Man schaffte gewaltsam Fakten, um hernach mit höherer Gewalt argumentieren zu können. Das klingt verquer, ist aber plausibel.
Die Vermeidung von Vertragsstrafen sei sogar ein wahrscheinliches Motiv, sagt der russische Energieexperte Michail Krutichin, der Russland als Täter verdächtigt. »Offenbar wurde Gazprom schon vor Längerem angewiesen: Kürzt eure Lieferungen nach Europa, aber vermeidet Vertragsstrafen. Und dazu muss man höhere Gewalt nachweisen«, sagte Krutichin dem SPIEGEL.

Technisch gesehen könne Gazprom die Leitung selbst beschädigen, so Krutichin, etwa mit den sogenannten »piglets«, wörtlich übersetzt: Schweinchen. Das sind kleine Roboter, die sich zu Wartungs- und Prüfzwecken durch die Röhren bewegen. »Theoretisch kann man an ihnen eine Sprengstoffladung befestigen.«

Dass Sabotage zum Geschäftsgebaren von Gazprom selbstverständlich gehört, ist für Krutichin ausgemacht. Die Firma habe schon vor einem Monat versucht, die ukrainischen Leitungen zu zerstören. »Sie haben den Druck erhöht, ohne die Ukrainer zu warnen. Das hätte ernsthafte Havarien auf ukrainischer Seite geben können, wenn die nicht rechtzeitig reagiert hätten.« Dieses Verhalten sei eine typische Gazprom-Taktik, die der Konzern schon 2010 in Turkmenistan angewandt habe.

Und dennoch: Es gibt nach Ansicht der Nachrichtendienste auch starke Argumente, die gegen Täter aus Russland sprechen: Die irreparable Zerstörung der eigenen Pipeline sei nicht im russischen Interesse, sagten Spitzenbeamte diese Woche. Vor allem ergebe sie keinen Sinn, wenn sich Moskau die Option offenhalten wolle, Europa irgendwann später wieder mit Erdgas zu versorgen – und die Energie sogar weiterhin als politisches Druckmittel einsetzen zu wollen. Viele Fragen bleiben offen.
Die Theorie hat der Rieck gamz gut widerlegt bzw ist seine Argumentation sehr gut.

https://youtu.be/FYKdhYBrvcE
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