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Alt 03.10.2022, 12:43   #61
Horst Sergio
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Standard Erster Eindruck vom Triton T1 Monofoil nach 3 Tagen

Im Folgenden die Rückübersetzung des ggf. schon im Englisch sprachigen Forum gesehenen Testberichts Inhalt ca. 98% gleich, sofern schon gesehen.

Wie man das Fahrgefühl nachvollziehen kann ohne es gefahren zu sein

Fahrer konventioneller Stabifoils können das T1 (1700 cm²) über dessen Profil bzw. Seitenansicht verstehen. Das T1 ist im Grunde ein 1200 cm² Frontflügel und ein 400 cm² Stabilisator beide mit etwa AR5, die direkt hinter einander montiert sind. Die Lücke zwischen beiden ist für eine bessere Strömungsführung geschlossen, womit auch zwei spitze Tips pro Seite vermieden werden. Daher hat das T1 sowohl gute Eigenschaften eines Stabi- als auch eines Monofoils, oder wie es Mischa mal auf den Punkt brachte:
“Das Beste aus zwei Welten!”

Druckpunkt verschiedener Foils


Ein weiterer Ansatz das T1 zu verstehen ist sich dessen Druckpunkt in der Flügeloutline verglichen mit anderen Foils anzusehen. Der Druckpunkt eines Foils ist zwar meist mit der Strutposition verbunden, sollte aber nicht damit verwechselt werden. Bei manchen Eigenbauten kann man den Strut sogar unabhängig vom Foil und Brett zwischen diesen verschieben. Während der Druckpunkt bei Monofoils zentral ist und bei Stabifoils meist sogar noch vor dem Frontflügel liegt, befindet er sich beim T1 wieder zwischen beiden Welten also am vorderen Ende aber gerade noch innerhalb der Flügeloutline.

Boardauswahl passend zum T1
In Kürze: Kurz!

Aus mehreren Gründen würde ich ein kurzes und schmales Board empfehlen, ähnlich zu dem das Triton auch selbst anbietet. Der 1700 cm² wirkt vor dem Abheben auch mit seiner vollen Fläche und ist damit ein guter Driftstopper der ein größeres Board weniger relevant macht. Gleiches gilt für das sehr entspannte und frühe Abhebeverhalten. Ein extremes Leichtwindfoil, das ein großes Board erfordern würde ist das T1 auch nicht. Mit der kurzen 10,x cm originalen Mastplatte gibt es sogar einen Grund gegen lange Boards, denn beim Katapult zählt wieder die volle Flügelfläche, die in Kombination mit den für diese Fläche ungewöhnlich hohen Geschwindigkeiten und dem Hebelgesetz sehr hohe Auszugskräfte auch die Boardanbindung verursachen könnte, wenn auch noch eine lange Boardnase dazu kommt. In jedem Fall wäre es aber auch schade sich die Kompaktheit eines Monofoils mit einem zu langen Board zu versauen.

Abhebeverhalten und Beschleunigung

Was man von keinem reinen Monofoil erwarten dürfte, das T1 hat dagegen ein extrem entspanntes Abhebeverhalten ohne irgendwelche Tendenzen zum Überziehen oder Stalls, zumindest im Vergleich zu Foils die ich die letzten 8 Jahre gefahren bin. Alle guten Foiler ohne Monofoil Hintergrund, denen ich das T1 gegeben habe sind nach den ersten 1-2 Startversuchen damit gefahren. Die Beschleunigung wird im Gegensatz zu einem reinen Monofoil mit der Geschwindigkeit zunehmenden vom Eigenwiderstand eingegrenzt, ist aber trotzdem gut, aber eben nicht so gut, wie z.B. bei meinem reinen Monofoil mit AR 4,2 mit 1000 cm². Die positive Überrasschung entsteht hier insbesondere, wenn man den T1 Shape als großes AR 2 Monofoil betrachten würde, was man wie gesagt aber nicht sollte, sondern eher als ein AR 5 mit 1200 cm² mit kurzer Fuselage. Entsprechend ist die Beschleunigung ohne Zweifel auch besser als bei einem konventionellen Freeridefoil wie z.B. dem beliebten 633. Laut Behauptung von Gunnar Biniasch waren für ihn auch schon Geschwindigkeiten deutlich über 50 km/h fahrbar was auch nochmal den Unterschied zu reinen Monofoils unterstreicht, die ich nie viel über 40 km/h halten konnte. Für sehr hohe Geschwindigkeiten benötigt das T1 dann aber wieder viel Kraft vom Kite wofür die Konstruktionsweise der Flügel zu Strutanbindung nicht nur beim Springen, sondern auch beim Auftauchen der Tips möglicherweise nicht gebaut wurde.

Geradeausfahrt und Auftauchverhalten

Auch wenn ein 85 cm Strut für meinen Geschmack etwas kurz ist, ist die Kontrolle sehr gut mit einem konstanten Druckpunkt über einen weiten Geschwindigkeitsbereich. Mit einer Spannweite von 60 cm kann ein schmales Brett immer noch gut gekippt werden. Beim Auftauchen der Tips werden verschleppte Luftblasen sehr gut vermieden. Beim flachen Fahren hat das Profil sogar eine gute Neigung das Auftauchen selbstständig zu einem gewissen Grad durch leichte Abnahme des Auftriebs zu vermeiden. Nur wenn man in dieser Position wirklich auftaucht kommt der vorgelagerte Druckpunkt ähnlich wie bei einem Stabifoil negativ zum Tragen: Der Druckpunkt rutscht im Gegensatz zu einem reinen Monofoil schlagartig nach hinten, was zu einem sofortigen, unvermeidbare Katapultsturz führt. Das ist auch der Grund warum das T1 nicht driftbar sein wird, wie es z.B. das Spleene sehr gut kann. Der einzige Weg IMO das T1 zu driften, wäre ein 180° Sprung und dann weiter mit Heck voraus. Ich habe es ein bisschen probiert und denke es könnte mit mehr Übung klappen.

Fußwechsel Halse und Wende

Ich denke, weil das T1 mit seinem positiven Nickmoment hier näher an einem Stabifoil ist, sollten an dieser Stelle, diejenigen vom Umstieg berichten, die von Stabifoils kommen. Ich bin hier zu sehr im reinen Monofoilen, habe es aber trotzdem nach kurzem hinbekommen. Davon unabhängig sind Halsen in jedem Fall einfach und Wenden ggf. sogar einfacher als auf einem Stabifoil. Den das T1 fixiert einen nicht auf den starren weiten Wendebogen eines Stabifoils, sondern erlaubt einem frei die Kurve am Ende progressiv abzukürzen, falls einem der Druck im Kite abhandenkommt.

Springen mit dem T1



Mit Fremdmasten und entsprechend ohne Verbindungsstift empfiehlt Trition meines Wissens keine Sprünge, mit dem eigenen Mast dagegen meines Wissens schon und ich hätte auch nicht zu viel Bedenken bzw. sehe das heute als Pflichtaufgabe. Wie bei jedem Monofoil gibt es beim Absprung nicht das Problem eines Stabifoils, dass die Kitesteuerung gut mit der Auftauchkurve des Foils synchronisiert sein muss um nicht beim Absprung zu blockieren. Kombiniert mit der potentiell sehr hohen Geschwindigkeit ist damit das Sprungpotential sehr gut. Was ich nicht erwartet hatte ist, dass das T1 auch beim Wiedereintauchen z.B. nach einem Backflip wieder problemlos die Strömung anlegt und so fliegende Landungen einfach möglich sind. Auch profitiert das T1 hierbei wieder von der Freiheit den Anstellwinkel im Moment des Eintauchens schnell ändern zu können. Nur bei stumpfen Einschlägen aus größerer Höhe mit Foil voraus werden sich wieder die vollen 1700 cm² negativ bemerkbar machen entsprechend sollte man das am besten unter Einsatz eines zweiten Lifts vermeiden um Schäden an sich selbst oder dem Foil zu verhindern. Auch wenn bei meinem Test noch keiner geklappt hat sind Foil offs und Ons bei 3,1 kg nicht durch das Foil begrenzt, bedürfen aber etwas Eingewöhnung an die andere Schwerpunktverteilung.

Das Beste von Allem



Ich habe vor einiger Zeit dieses schöne Testvideo von kiteboarding.com gesehen:
https://www.youtube.com/watch?v=pIRlcye-yiE

Das hat mir schon gezeigt, dass die Nickstabilität des T1 für ein Monofoil unglaublich sein muss. Denn selbst auf einem Racefoil mit sehr kleinem Stabi hatte ich mehr Probleme mit Rodeo Fahrten im Sitzen als das was Kiteboarding zeigt. Da ich schon seit 2015 viel Spass am Fahren im Sitzen hatte:
https://www.youtube.com/watch?v=ABHUvpGODXA

war ich sehr interessiert zu sehen was das T1 hier kann und tatsächlich war ich fast die Hälfte der Testzeit so mit dem T1 unterwegs, weil es trotz des kurzen Mastes noch lustig war wie erwartet. Nach nur einer halben Stunde konnte ich im Sitzen Halsen, Wenden, 360er … wie vorher auf dem Stabifoil.

Entgegen der Erwartung konnte ich schon am ersten Tag mehrere Caneri Mans (liegend) fliegen, gegen die das reine Sitzen vergleichsweise sehr einfach ist, da man so nur noch wenige bewegliche Körperteile hat um das Foil zu stabilisieren. Noch erstaunlicher wurde es dann als ich beim Durchtauschen von Foils im Wasser kurz mal ein Stabifloil fliegen musste. Da das unter der Würde meiner Füße ist, habe ich damit dann auch gleich weiter Caneri Mans gemacht und festgestellt, dass das T1 hier einem Stabifoil völlig wider Erwarten ggf. sogar überlegen ist. Denn wenn man einen Caneri Man beginnt muss man auf einem Stabifoil erstmal versuchen sich leidlich im Druckpunkt abzulegen um nicht gleich auf der betonierten Stabi Schiene entweder in den Boden oder in die Luft zu schießen. Für das T1 haben dagegen die kleinen Ausgleichsbewegungen eher ausgereicht, das zu verhindern und gleichzeitig war es ausreichend eigenstabil. Ich würde einen Caneri Man vielleicht nicht das erste Mal auf einem T1 versuchen, aber alle die ihn schon können kann ich das T1 nur empfehlen und ich selbst will auf dem T1 mal ein Manöver mit dem T1 versuchen, das meines Wissens auch auf einem Stabifoil noch nicht gezeigt wurde.



Also Vorsicht vor schnell und tief fliegenden Foilern an Euren Spots, sobald mehr T1 ausgeliefert sind.

Fortsetzung folgt: "Schwächendes T1 ..."
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