Zitat:
Zitat von Lars Vegas
Inflation hin oder her, haben wir nicht, selbst nach der Rettung der EU Staaten. Das ist schon paar Jahre her und die große Inflation blieb bis jetzt aus. Die kommt in der Realwirtschaft nicht an.
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Ja, das ist ein spannendes Thema.
Das Wachstum der Geldmenge liegt nämlich seit langem weit über dem Wachstum des BIP - +10% allein im letzten Jahr (und absehbar weiter steigend mit jedem weiteren Rettungspaket):
https://www.handelsblatt.com/dpa/kon.../26311962.html
Dennoch bleibt die
Verbraucherinflation bisher in der Tat niedrig. Eine gute Begründung findet man dafür kaum; häufig wird eher technisch mit der krisenbedingt niedrigen Umlaufgeschwindigkeit des Geldes argumentiert, das macht einen m.E. aber nicht schlauer.
Einzelne Einflussfaktoren lassen sich aber schon finden wenn man sich den zugrundeliegenden Warenkorb anschaut (
https://www.inflation-deflation.de/warenkorb.html):- Sinkende Energiekosten (-7% in 2020)
- Mieten steigen langsamer als die Immobilienwerte, tw. auch weil künstlich gedeckelt
- Produktivitätssteigerungen/technischer Fortschritt reduzieren Kostensteigerungen
- Ausgaben in regulierten/subventionierten Bereichen (Gesundheitswesen/Bildung/Kultur)
Die
Vermögenswertinflation ist allerdings schon seit geraumer Zeit recht beachtlich - und diese spiegelt die reale Geldentwertung imho auch deutlich besser wider:
- Seit Ende der Finanzkrise 2010 sind die Immobilienpreise in D durchschnittlich +5% p.a. gestiegen, in begehrten Lagen noch viel stärker (+13% p.a. in München - immerhin eine Verdreifachung)
- Gold ist in diesem Zeitraum um >60% gestiegen (+6% p.a.). Seit 2000 hat sich der Goldpreis sogar versiebenfacht (+11% p.a.)
- Die Marktkapitalisierung aller börsennotierten Unternehmen im Vergleich zum GDP ist auf Rekordhoch mit stark steigender Tendenz: https://www.longtermtrends.net/marke...ett-indicator/
- Jeder kennt wahrscheinlich ein paar Anekdoten über Oldtimer, Uhren, Kunst, Weine oder ähnlichen Krempel.
Wie ShortSqueeze schreibt, ist es wahrscheinlich dass sich dieser Anstieg der Assetpreise in Zukunft noch beschleunigen wird. Angesichts der gegenwärtigen Budgetdisziplin der meisten Staaten und der Neigung zur Verabschiedung teurer (und bestenfalls mittelmässig zielgenauer) Massnahmenpakete gegen alles mögliche ist das wohl kaum zu vermeiden.
Dass dadurch die Schere zwischen Vermögenden und denjenigen, die von der Hand in den Mund (also von Gehalt) leben, immer weiter aufgehen wird, scheint in der Politik momentan kaum jemanden zu interessieren. Melken der Besserverdienenden wie von der linken Hälfte des politischen Spektrums vorgeschlagen, wäre jedenfalls höchstens ein Tropfen auf dem heissen Stein.
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In diesem Sinne: weiter hübsch Schulden machen - am besten von Anfang an mit der Absicht, diese gar nicht erst zurückzuzahlen.
Aus der "Welt" von heute:
Für den Wiederaufbaufonds nimmt die EU 750 Milliarden Euro Schulden auf. Jetzt mehren sich die Stimmen, die Krisenmaßnahme zur Dauereinrichtung zu machen. In Italien wird sogar bereits über einen Schuldenschnitt debattiert.
Es war ein Interview, das für Wirbel sorgen sollte. „Europa muss die Covid-Schulden annullieren“, so titelte die italienische Tageszeitung „La Repubblica“, eine Partner-Zeitung von WELT, über einem Interview mit David Sassoli, dem Präsidenten des Europäischen Parlaments.
In dem Gespräch mit dem italienischen Politiker, das in der vergangenen Woche gedruckt wurde, ging es auch um die Frage, ob es nicht an der Zeit wäre für einen Schuldenschnitt für Italien.
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Hans-Werner Sinn, der streitbare ehemalige Präsident des Münchner Ifo-Instituts, reagiert ebenfalls scharf auf Sassolis Vorschlag: „David Sassoli hat einen dummdreisten Vorschlag gemacht, der den Maastrichter Vertrag mit den Füßen tritt“, sagt Sinn.
Das viele Geld sei in Umlauf, weil die Notenbank die italienischen Staatspapiere gekauft habe. Werden diese Papiere nun entwertet, könne man den Kauf nie wieder rückgängig machen. „Das Geld bleibt auch dann im Umlauf, wenn es nicht mehr gebraucht wird. Die Folge ist dann irgendwann eine große Inflation“, so Sinn.