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Alt 28.11.2021, 13:23   #16
baummike
Griechenlandfan
 
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Standard Meine Beurteilung zum Palm Royal

Servus Gemeinde,
ich war bis letzten Mittwoch mit einem Freund im Sentido Palm Royal zum Kitesurfen in der Soma Bay. Von neun voll nutzbaren Tagen konnten wir sechs Tage kiten. Die Lage des Hotels ist ideal - nur drei Minuten Fußweg entfernt zur hervorragenden Kitestation Surfmotion von Peter Müller mit einem Top-Revier für Anfänger wie Pros. Auch am Hotel selbst gibt es eine kleine Kitestation, über die ich aber nichts sagen kann. Sah aber sehr familiär und nett aus.

Mein - natürlich subjektives - Urteil, vor allem über das Hotel, möchte ich euch nicht vorenthalten.
Positiv war: Auch wenn man über die Architektur und den Stil des teilweise renovierungsbedürftigen Palm Royal streiten kann - meiner Meinung nach pseudomonumentaler klassischer Luxus -, ist die Anlage insgesamt sehr großzügig und gut durchdacht. Die Zimmer sind sehr geräumig und sauber. Der lange Sandstrand direkt am Hotel ist wirklich super und - wenn mal kein Wind ist - auch zum Schwimmen bestens geeignet.

Soweit, so gut. Nun zu den weniger erfreulichen Tatsachen, die bei weitem überwogen:
Das Hotel ist mit 5 Sternen klassifiziert. In meinen Augen ein schlechter Witz. Das Palm Royal ist von 5 Sternen so weit entfernt wie die ägyptische Nationalmannschaft von der Fußball-Weltspitze, Wenn überhaupt, dann genügt es Zweitligaansprüchen. Warum? Hier einige Beispiele:
Das Essen ist für einen 5-Sterne-Schuppen armselig. Am Frühstücksbüffet beispielsweise ist die Obstauswahl ein Witz, zehn Tage lang habe ich außer Honigmelonen, Orangen und ein paar eingelegte Pflaumen, Datteln und Feigen sowie ab und zu mal Bananen nichts gesehen - keine Wassermelone, keine Ananas, von Mango usw. ganz zu schweigen. Es gibt zwar eine Eierstation, aber gebratenen Bacon suchten wir die ganze Zeit vergebens - für mich ein Muss mit Rühr- oder Spiegeleiern. Kaffee muss man selbst aus zwei Maschinen lassen - was noch okay ist -, aber ein Nogo für ein Tophotel ist, dass es nur Pappbecher gibt und keine Tassen. Und wenn man etwas später, aber noch weit vor Ende der Frühstückszeit kommt, ist bereits einiges weg und wird nicht mehr aufgefüllt.
Ansonsten ist die Variation des Essens, das überwiegend lieblos dargeboten wird (das kenne ich von anderen Hotels auch mit weniger Sternen ganz anders), sehr überschaubar. Nach zwei, drei Tagen kennt man bereits die Standard-Hauptspeisen. Beispielsweise wird jeden zweiten Abend draußen eine Grillstation aufgebaut, in unseren zehn Tagen gab es dort fünfmal das Gleiche - nämlich Kofta auf türkische Art und Chicken. Das war's.
Die Atmosphäre im Hauptrestaurant "Stella" lässt auch schwer zu wünschen übrig. Im riesigen Innenbereich fühlt man sich wie in einer sibirischen Gazprom-Kantine - was auch daran lag, dass das Hotel nahezu zu 100 Prozent ausgebucht war und davon etwa 80 bis 90 Prozent Gäste aus Russland und/oder der Ukraine waren. Was das bedeutet, muss man ja nicht extra beschreiben, nur so viel: Obwohl überall Hinweise zum "Dresscode" zum Dinner hängen, drängeln sich die meisten der genannten Urlauber in Badeschlappen, Badeshorts und häufig auch in ärmellosen Muscleshirts vor den Futterstationen. Dem Personal und dem Restaurantchef war das einerlei. Unverständlich ist uns auch, warum das "Stella" nur über extrem wenige Außensitzplätze verfügt. Die Wartezeiten auf einen Tisch im Freien am Abend nervten - außer man ging erst spät zum Essen - aber da war dann die Auswahl bereits eingeschränkt und das Büffet ziemlich verwüstet.

Positiv in Sachen Essen waren die A la carte Restauraunts, für die wir fünf Gutscheine bekommen hatten. Vor allem der Asiate war hervorragend und die Atmosphäre dort top. Gerne wären wir da öfter hingegangen, aber von unseren fünf Vouchern konnten wir nur drei einlösen, weil die Restaurants ständig ausgebucht waren.
Grund dafür war die totale Überlastung des Hotels. Das spürte man besonders beim Personal, das zwar "stets bemüht" und größtenteils freundlich war, aber komplett überfordert. Die taten einem bisweilen echt leid.

Noch ein paar Dinge, die uns nicht gefallen haben:
Die Gläser in den Bars und im Restaurant waren meist unterirdisch gespült. Häufig bekam ich meinen Drink mit verschiedenen Lippenstiftabdrücken - ob nun russisch, ukrainisch oder deutsch war mir egal. Ich ließ jedenfalls mehrmals mein Glas zurückgehen. Was auch gar nicht geht, nicht einmal in einer 2-Sterne-Absteige, ist, dass der Kellner Reste einfach zusammenschüttet, wenn man ein zweites Getränk bestellt, das erste aber noch nicht komplett ausgetrunken hatte. Unglaublich.
Lästig waren auch die Roomboys, die ansonsten sehr nett waren, aber fast täglich gefragt haben, ob man Euromünzen in Scheine umwechseln kann. Klar, das kennt man von ägyptischen Hotels, es könnte aber dezenter gehen, dazu muss man nicht ständig um 8.30 Uhr an die Zimmertür klopfen.
Der groß angepriesene Swimmingpool war die ersten Tage gesperrt, vermutlich wegen Verunreinigung. Personal hat nahezu Tag und Nacht daran gearbeitet, so dass der Pool nach fünf Tagen wieder geöffnet wurde - nur leider die Poolbar nicht.

Nun reicht's aber mit dem Meckern.
Mein Fazit: Anspruch sowie Preis-Leistung stimmen beim Palm Royal in keinster Weise. Den osteuropäischen Freunden ist das aber offenbar egal - oder sie bezahlen um ein Vielfaches weniger als andere. Gerüchteweise werden denen für unter 300 Euro incl. Flug eine Woche All incl. angeboten. Kein Wunder, dass das Hotelmanagement an allen Ecken und Enden sparen muss.

Auch wenn es den ein oder anderen überraschen wird, trotz aller Kritik bin ich mir nicht sicher, ob ich nicht noch einmal ins Palm Royal gehe. Und das hat zwei Gründe: Erstens ist die Lage und das Revier zum Kiten absolut spitze, zweitens hat jeder eine zweite Chance verdient.
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