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Alt 10.06.2003, 21:57   #31
waveripper
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Reden

Hallo @all arcuser,

da habe ich doch am Sonntagnachmittag den PC vor den Tower getreten und auf Diplom und Proff geschi...äh...egal und hab' mich auf den Weg zur Ostsee gemacht. Die Ankündigung von 4-5 Bft war einfach zu verlockend . Spät abends bin ich dann ich Kiel angekommen, flugs noch was zu Essen eingefahren, hab' ich mir ein Stellplätzchen zum Pennen gesucht und mich früh auf's Ohr gehauen, um beim ersten Licht die erste Welle des Tages zu rippen . In der Nacht dehte der Wind von E auf SW und nahm deutlich zu. Mehrmals wurde ich in der Nacht wach, weil der Wind den Baum neben meinem Auto heftig schüttelte . Montag Morgen 8:15h, Heidkate. Der Wind ganz leicht ablandig (ca. 7°) drückt ziemlich viel Wasser aus der Förde. Bei Laboe war viel Grund zu sehen und in Heidkate sind auch nur noch die Buhnenköpfe im Wasser und stören daher kaum, ideal denke ich. Mir fällt die Einschätzung der Windstärke ziemlich schwer und bevor ich mich entscheide den F-12 zu starten, denke ich, daß es besser wäre erstmal einen Trockenversuch mit dem G-10 zu machen, um eine Einschätzung zu bekommen. Den Kite in Windrichtung mit der Oberseite nach unten auf die Wiese gelegt und mit Sandsäcken beschwert, brauchte ich nur den Zip aufmachen und man konnte zusehen wie der Kite sich füllte. Ich hatte die Bar noch nicht aus der Tasche genommen, da war er schon voll. Klasse, denke ich, vorbei mit der Pumperei . Die Leinen ausgelegt, angeknüpft und im 45°-Winkel zum Kite gebracht. Schnell nochmal Safety gecheckt und mit leichtem Zug das leewärtige "Öhrchen" gelupft. Der Kite beginnt sofort sich aufzurichten und saust wie eine "wilde Hornisse" am Windfensterrand in den Zenit und wird hin und hergerissen, bleibt aber im Zenit ohne das an der Bar gezogen werden muß. Das war verdammt schnell und ich befürchte mich beim Wind doch etwas verkalkuliert zu haben. Wenn der Kite sich langsam oder gar nicht bewegt, dann ist er zwar nicht drucklos, aber es hebt einen auch nicht aus. Das täuscht mich zunächst. Wenn der Kite sich etwas mehr bewegt, dann spürt man, das er doch ziemlich Druck macht. Ein kleiner Schlenker den ich mit der Bar auslöse hebt Tiny ToM (z.Z. 97 kg, 180cm) mal ebenso in die Luft und setzt in nach 3m wieder ab. OK! Da der Kite wie ein tollwütiger Hund an der Leine tobt und nur schwer zu kontrollieren ist, will ich kein weiteres Risiko eingehen und wieder landen, das mir relativ leicht mit Unterstützung eines Helfers gelingt, der inzwischen neugierig hinzugekommen ist. Ein paar Minuten später sitze ich im Auto und versuche eine Fehleranalyse, als ich im Radio höre:"... westliche und südliche Ostsee 7-8 Bft, Sturmböen... ..." Satan! So schwer hatte ich noch nie danebengelegen. Da der Wind im Tages verlauf abnehmen soll, beschließe ich erstmal frühstücken zu gehen.
Am Nachmittag gegen 15h sind dann auch die ersten Kiter unterwegs, mit Tubekites in den Größen 8-10 m². Weil der Wind sehr böig ist und ich den G-10 noch nicht einschätzen kann, nehme ich mein langes Board (RRD 6'0''). Der Start gelingt problemlos und der Wind liegt jetzt bei 6-7 Bft. (gemessen ) Tatsächlich kann ich jetzt zum Wasser gehen, ohne die Bar einmal anzufassen. Der Kite wandert zwar manchmal recht weit am Windfensterrand runter, fängt sich aber immer wieder von selbst und fliegt in den Zenit zurück. Im Wasser stehend sortiere ich mich und stelle die Füße in die Schlaufen und weil der Kite vergleichsweise drucklos am Himmel steht, lenke ich zunächst in die Gegenrichtung um ihn dann beherzt voll durch die Powerzone zu fliegen. Im nächsten Augenblick fliege ich ein paar Meter in Lee aber so richtig auf die Schnauze. Das würde ich mal eine explosionsartige Powerentwicklung nennen. Während ich noch ein bißchen blöd aus der Wäsche gucke, zuckelt der G-10 wieder in den Zenit. Du Sau, denke ich! Neuer Versuch diesmal nicht quer von 2h nach 8h durch die Powerzone, sondern von halb 1h nach 9h und mal vorsichtig an der Bar gearbeitet, weil die Steuerkräfte nicht sehr hoch sind. Die Backlines "schlabbern" eigentlich immer mehr oder weniger im Wind herum und sollten sanft behandelt werden (Anknüpfpunkte hinten). Kaum den Turn am Himmel gemacht und auf dem Weg nach unten spürt man mächtig Dampf, der stark mit dem Speed zunimmt. Überhaupt braucht es Speed, damit der Kite Dampf macht. Grundsätzlich fliegt sich der Kite doch etwas anders, als ein Tubekite und ich hatte zugegebenermaßen Schwierigkeiten. Nichts klappte auf Anhieb, ich bin allerdings auch noch kein guter Kiter (so Aufsteiger etwa). Drückt man die Bar von sich, dann nimmt die Power zunächst ab und der Kite beschleunigt enorm. Mit wachsendem Kitespeed steigt die Power aber wieder, so daß man plötzlich mehr Druck hat, als zu Beginn. Man muss mit viel Gefühl arbeiten und nicht hektisch powern und depowern, dann klappt's. Ich hatte beispielsweise nach einem Sturz den Kite angepowert. Der begann nun langsam in der Powerzone rückwärts abzusinken. Aus alter Gewohnheit zog ich nun nochmehr an der Bar um den Kite wieder nach oben zu fliegen, was das Rückwärtssinken nur beschleunigte. Daraufhin schob ich die Bar voll nach vorn und der Kite schoß sofort vor und zog mich dabei vollständig aus dem Wasser. Ist man in Fahrt, dann zieht der Kite gut los, ohne das man viel Kraft auf die Bar ausüben muß. Je schneller der Boardspeed und damit der Kitespeed, desto mehr zieht der Kite. Grenzen scheint hier nur die Boardgeschwindigkeit zu setzen. Wasserstart des Kites ist eigentlich kein Problem. Fällt der Kite so, daß die beiden Tips aufeinander zu liegen kommen, dann bleibt er kaum lange genug auf dem Wasser zu liegen, um zum Nachdenken zu kommen, sondern startet ohne das man etwas dazutun muß. Selbst der Supergau, der mir Sorgen machte, als es mir passierte, nämlich Kite halb "geplöppt" auf dem Wasser liegend, ca. 2000m draußen auf der Ostsee, löste sich nach ca. 60s von selbst und der Kite startete selbstätig. Hektisches "Gezuppel" an den Leinen bringt nichts, lieber warten und wenn sich etwas tut vorsichtig unterstützen. Ein Hochleister auf der Fronttube liegend ist problematischer. Hmm, ich glaube, ich muß hier abbrechen, der Text wird zu lang. ... Nee, es geht noch was. Fazit: Vieleicht lags am Wind, bestimmt am zu großen Board (Bindungen für mein Wakestyle zuhause vergessen ) und am mangelnden Fahrkönnen. Ich hatte eine (vier)Lehrstunde(n) und werde noch mehr üben müssen, um den Kite richtig zu beherrschen. Aber grundsätzlich gefällt er mir sehr gut, wenn man die Eigenheiten konzentriert macht es viel Spaß. Man sollte allerdings als geübter Tubekitefahrer nicht ungeduldig werden.

Tschöö
ToM

[ 11. Juni 2003, 00:38: Beitrag editiert von: waveripper ]
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