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Alt 16.11.2005, 22:49   #36
koerner_r
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Standard Großmeister I

Der Großmeister und Imperator der Westlichen Welt

Als ein Student einer Privathochschule sich per E-Mail als Semestersprecher bewirbt, finden einige Kommilitonen seine Prahlerei scham- und würdelos und reagieren mit reichlich Spott auf den kruden Lebenslauf. Es entspinnt sich ein munterer Schlagabtausch per E-Mail - mit klarem K.O. in der zweiten Runde. Und das hat noch eine Vorgeschichte.

Beim politischen Aschermittwoch flogen unlängst die rustikalen Partei-Parolen gewohnt tief. Krista Sager zum Beispiel hatte diesen Gedankenblitz: "Die Anschleimer haben in der Schule vielleicht 'sehr gut' im Betragen bekommen. Aber Klassensprecher sind sie nicht geworden", so die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag zur USA-Reise von CDU-Chefin Angela Merkel.

Bewerbung per Mail: Schleimen gilt nicht
Das passt auch ziemlich gut zu einer E-Mail, die seit einer Weile vor allem an deutschen Privathochschulen, aber auch in den Chefetagen großer deutscher Unternehmen kursiert und massive Heiterkeit auslöst. Schön ungelenk bewirbt sich darin ein junger Streber für den Posten des Semestersprechers an einer bekannten Wirtschaftshochschule, lässt keinen Fettnapf aus und gibt sich dem Gespött der Adressaten preis. Vor allem eine Antwort-Mail - im zweiten Teil - hat es richtig in sich. Touché! Und dann war da noch das US-Original einer Bewerbung an der New York University...

Hier zunächst die kuriose Rundmail, mit der sich ein Erstsemester an seine Kommilitonen heranwanzt (anonymisiert, aber in Original-Rechtschreibung):

"Hallo liebe Kommilitonen,

morgen, nach noch nicht einmal zwei gemeinsamen Wochen, stehen für uns schon die Wahlen zu diversen wichtigen Posten auf dem Programm. Besonders der Semestersprecher übernimmt viel Verantwortung und Ehre. Das Potential dieses Amt zu bekleiden ist bei uns allen ist sehr groß. In den letzen Jahren stand die Motivation der einzelnen diesem in nichts nach, was dazu führte, dass fast der gesamte Jahrgang kandidierte.

Viele von uns denken sehr zukunftsorientiert insbesondere in bezug auf den eigenen Lebenslauf. "Semestersprecher" macht sich da sicherlich sehr gut, aber das sollte nicht der Grund sein, sich für dieses Amt aufstellen zu lassen. Wir alle haben schon tolle Lebensläufe, sei es durch Auslandsaufenthalte, besondere Aktivitäten und nicht zuletzt durch den (Name der Hochschule), an der wir nun studieren. Das Ziel eines jeden Kandidaten muss es sein, sich für die Gemeinschaft unseres Jahrgangs einzusetzen, deren Meinungen auch gegen den eigenen Willen zu vertreten und Probleme von ihr abzuwenden. Damit birgt dieses Amt jedoch einen hohen Arbeitsaufwand, der Austin, respektive Ranking 1-3, immer weiter entfernt.

Über all das sollte man sich im Klaren sein, bevor man aufsteht und kandidiert. Nach intensiven Beratungen mit älteren Semestern habe ich mich dazu entschlossen zu kandidieren. Im folgenden werde ich versuchen, mich euch mit Ausschnitten aus meinem Lebenslauf noch etwas näher zu bringen:

Auslandsaufenthalt 1997 im Dschungel von Malaysia

Dieses "Survival-Training" in einer 21-köpfigen islamischen Familie fernab jeglicher Zivilisation hat meine Sozialkompetenz geschult und meine Teamarbeits- und Integrationsfähigkeit verfeinert.

Ehrenamtliche Tätigkeiten

1. Vorsitzender eines Segelvereins
Mitglied des Landesvorstandes der Jungen Liberalen (Bundesland)
Mitglied des Bezirksvorstandes der Jungen Liberalen (Stadt)
Stellvertretender Kreisvorsitzender der Jungen Liberalen (Kreis)
Stellvertretender Verbandsgemeindevorsitzender der FDP VG (Ort)
(Momentan bekleide ich zwar noch alle diese Ämter, aber einige werde ich bei den nächsten Hauptversammlungen niederlegen, da sich das sonst mit dem Studium keinesfalls vereinbaren lässt. Meine Maxime ist immer: "Mach es gut, oder gar nicht")

Im Rahmen dieser Ämter durfte ich an einigen Seminare (Rhetorik, Organisation, konstruktive Teamarbeit) teilnehmen. Außerdem konnte ich mich hier daran gewöhnen, Meinungen einer Gruppierung mit großer Inbrunst auch in der Öffentlichkeit zu vertreten, unabhängig davon ob sie zu meinen eigenen konträr waren.

Entrepreneurship

Dass ich vor zwei Jahren eine Firma mit drei freien Mitarbeitern gegründet habe, hat sich ja schon weitestgehend rumgesprochen, deshalb gehe ich darauf nicht näher ein.

Weitere Fragen beantworte ich per E-Mail aber auch gerne im Plenum der Wahlversammlung.

Außerdem möchte ich auch die anderen ernsthaften Kandidaten darum bitten, in einer ähnlichen Rundmail ihren persönlichen Background darzustellen, damit wir morgen eine qualifizierte Wahl mit nachhaltigen Resultaten treffen können.

Gruß

(Name)"
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