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Alt 07.03.2009, 14:05   #3
*Julia*
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Sonntag 8.02
Nachdem ich am Samstag den ganzen Tag selber auf dem Wasser war und kräftig an meinen Sprüngen gebastelt habe, wachte ich am Sonntag Morgen mit einem leicht tauben Gefühl in den Zehen auf. Zumindest schob ich erst einmal alles auf die vergangene Kitesession, schnell wurde mir allerdings klar, dass die ägyptischen Mücken sich die ganze Nacht an meinen aus der Decke gestreckten Füßen zuschaffen gemacht hatten...Nach einem eher dürftigen Frühstück genossen wir dann einen weiteren Windgesegneten Tag am roten Meer. Als es dunkel wurde zog es uns dann doch noch einmal hinaus in die Innenstadt. Dirk zeigte mir die neue Marina von Hurghada, für meinen Geschmack viel zu europäisch… allerdings gibt’s es hier nicht bloß teure Shops und noch teurere Restaurants, Lounges und Bars, in der Marina findet man die zwei angesagtesten Clubs in Hurghada, das „Hed Kandi“ und das “Ministry of Sound“. Beide nicht ganz billig, nicht nur was die Eintrittspreise angeht, aber wenn man nicht darauf achtet, dass sich die Pfundscheine in der Tasche in warme Luft auflösen, kann man hier wirklich eine Menge Spaß haben. Unter freiem Himmel und umrundet von Palmen schlägt man sich hier die Nacht auf der Tanzfläche oder mit Cocktails im Pool um die Ohren! Man gönnt sich ja sonst nichts!


Montag 9.02
Der Start viel uns am Montag Morgen etwas schwerer als sonst, doch nach zwei oder drei Tassen Kaffee mehr und einer heißen Dusche konnte die Session starten! Nick und Phillip von „Kitefreak Productions“ luden uns am Abend in ihre Wohnung in Safaga ein. Wir brachten ein paar Flaschen kaltes Stella mit und schnell füllte sich Nicks Wohnung im obersten Stock eines von Kite- und Windsurflehren bewohnten Hauses mit Leuten. Wir genossen nicht nur kaltes Bier, rege Unterhaltungen und einen Internetanschluss, später kochte uns Nick auch noch ein unglaublich leckeres, indisches Menü mit Bohnen und Kartoffeln.



Dienstag 10.02
Am Dienstag wurde ich etwas unsanft von einem klingelnden Handy geweckt, als das nervtötende Geräusch verklang wollte ich mich grade noch einmal umdrehen und fiel fast aus dem Bett als ich Dirk schreien hörte, „es hat Wind! Heute ballert’s richtig!“ Wir hatten total verschlafen und mittlerweile war es fast 9 Uhr. Schnell packten wir das nötigste zusammen und beinahe hätte ich in der Hektik mein Kamerastativ in der Tür stehen lassen. Wir sprangen in das nächste Taxi und bereits auf der Autobahn wurde mir klar, dass heute ein etwas anderer Wind weht... die sonst so schöne klare Sicht auf die Wüste, die Berge und das Meer war verdeckt von endlos viel Sand und Staub der ziellos durch die Luft geblasen wurde. Die Palmen krümmten sich und kleine Steine schlugen gegen die Frontscheibe des Taxis. Heute musste ein richtig guter Tag werden! Und wir erwarteten nicht zu viel! Trotz der guten 40 Knoten war unser Spot so gut wie leer! An diesem bekam ich einige ziemlich gute Aufnahmen in den Kasten, denn Dirk wurde bei diesen Bedingungen erst richtig warm. Zum Schluss hin übertrieb er es allerdings etwas. Ich stand mit meiner Sony Z1 im flachen Wasser um einige Sprünge aus einer etwas anderen Perspektive zu bekommen. Eigentlich ja selber schuld, aber ich fühlte mich dank meines Regenschutzes einigermaßen sicher. Dirk fuhr in meine Richtung, beschleunigte kurz vor mir, kantete an und setzte zum Sprung an. Eine Masse von Spritzwasser flog durch die Luft auf mich zu und traf mich und meine Kamera mit voller Wucht! Ich stieß einen entsetzten schrei aus und rettete mich und meine Kamera an den Strand um mir den Schaden einmal genauer anzusehen. Die Abspieltechnik hatte an einer ungesicherten Stelle einiges abbekommen und ich versuchte nun verzweifelt mit einem T-Shirt bewaffnet zu retten was noch zu retten war! Für mich war der Tag somit erst einmal gelaufen. Um mich ein wenig abzureagieren und auf andere Gedanken zu kommen wollte ich am liebsten erst einmal aufs Wasser, doch bei 40 Knoten konnte ich mich wohl kaum mit einem 11er in den Sandsturm aufmachen und so blieb ich schlecht gelaunt am Strand zurück... Immer wieder versuchte ich verzweifelt meine geliebte Sony ins Leben zurück zuholen, doch außer einem müden „Peep“ bekam ich nichts zu sehen oder zu hören...


Mittwoch 11.02
Das Erste was mir am vorletzten Morgen in Ägypten einfiel war: Geht meine Kamera wieder?
Ich sprang aus dem Bett und schrie vor Freude auf, als ich nach dem vertrauten angeschlagenen Piepen meiner Sony doch tatsächlich auch ein Bild zusehen bekam! Da meine Technik nun wieder funktionierte und ich am nächsten Tag bereits um 14.00 Uhr im Flieger nach Frankfurt sitzen sollte verlor ich keine Zeit um aus dem Haus zukommen. Dirk trottete mir etwas müde zum Taxi nach, doch ich konnte nun keine Rücksicht nehmen, denn ich hatte noch einige Ideen die ich auf Magnetband gesichert wissen wollte.
In Soma Bay angekommen machte Dirk sich schnell auf den Weg ins Wasser, denn er wollte an auch seinem vorletzten Tag noch einmal einen alten Freund besuchen. Peter Müller, gerne auch genannt „the Boss“ Stationsleiter von „Surfmotion“ in Safaga. Auf dem Wasser ist die Distanz zwischen Soma Bay und Safaga in weniger als 15 Minuten geschafft, für den Rückweg braucht man bei dem ständig ablandigen Wind in Soma Bay allerdings etwas länger. Mit dem Wissen etwas Zeit zu haben, schoss ich einige letzte Aufnahmen und warf mich dann selbst noch mal ins Trapez um den letzten Nachmittag zugenießen.
Am Abend fand ich mich im Sonnenuntergang, mitten in der Wüste auf dem Dach eines Taxis wieder, sehr zur Belustigung aller vorbeifahrenden Autofahrer, denn Frauen sitzen in Ägypten nun mal nicht mitten im Nichts auf Autodächern und filmen wie die Sonne hinter den Bergen verschwindet.

Donnerstag 12.02
Etwas wehmütig taten wir uns an diesem Morgen, denn unsere Abreise stand nun unmittelbar bevor... Auch Dirk hatte sich nun einen Flug nach Deutschland gebucht auch wenn er genau wie ich wohl am liebsten in Hurghada geblieben wäre, nachdem wir den Wetterbericht gesehen hatten. Schweigend fingen wir wenig später an ein Taxi mit all unseren Habseligkeiten zu beladen um zum Flughafen zufahren. Schnell mussten wir feststellen, dass 50 qm Kite, 3 Boards (eines davon ein Waveboard), zwei Koffer, eine Kamera und zwei sonnengebräunte Deutsche nicht in ein ägyptisches Taxi passen... Und so kam es, dass wir alle Fenster öffneten damit die Bretter platz hatten, den Kofferraum offen ließen damit die Koffer hineinpassten und uns zusammen auf den Beifahrersitz quetschten, damit wir uns von den Einheimischen bestaunen lassen konnten. Am Flughafen verlor ich dann in dem Getümmel zu allem Übel noch meine Tasche mitsamt Geld, Pass und Karten. Zumindest war mir so, was sich dann glücklicherweise als Fehlalarm herausstellte (hätte mich allerdings nicht gewundert, wenn wirklich alles weggewesen wäre, passiert mir ja nicht zum ersten Mal so was...)
Als wir dann endlich durch fünf verschiedene Sicherheitskontrollen durchgerutscht waren und unser komplettes Gepäck (insg. ca. 150 Kg) einfach so durch den Check in ging, ließen wir unser letztes Geld im Duty Free Shop für Bier und Schnapps. Den brauchten wir auch, denn keiner von uns war besonders scharf auf Schnee in Deutschland und so kam es, dass wir uns ein Bier nach dem anderen und dazu noch ein wenig Cocosnuss Schnapps gönnten und ziemlich beschwippst in den Condor Flieger einstiegen.

Zurück in Deutschland
In T-Shirt und Sonnenbrille warteten wir sicher eine volle Stunde, bis wir unser komplettes Gepäck zusammen hatten, dann traten wir unter den kalten, dunklen und wolkenbehangenen Himmel von Frankfurt... Immer noch im T-Shirt, weil ich es einfach nicht wahr haben wollte suchten wir uns den Weg durch die Menge zur U-Bahn Richtung Hauptbahnhof. Es sollte noch beinahe 24 Stunden dauern, bis ich völlig erschöpft in Hamburg ankam und endlich wieder meinen Hund bei mir hatte, das einzige was ich wirklich vermisste hatte! Alles in Allem war Ägypten wirklich ein unvergleichliches Erlebnis! Sicherlich werde ich dieses unglaubliche Land und das wahrhaftig schöne Rote Meer mit den wunderbaren Kitespots wieder besuchen! Ich kann nur hoffen das ich mit meinem Film ein bisschen was von der Schönheit dieses Landes und der Freiheit des Kitesports vermitteln kann!

Danke fürs Lesen
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