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Alt 05.05.2019, 16:44   #40
muellema
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Standard Testbericht nach Vergleichstest

So, ich konnte jetzt schon etwas ausgiebiger den 12qm Nova fliegen sowie ihn gegen einige seiner Marktbegleiter testen. Kurzes Fazit am Anfang: Ein super Schirm, wenn man ihn verstanden hat. Was das zu bedeuten hat? Kommt 😊
Technisch hatte ich ja schonmal was beschrieben. Der Nova hat die gleichen Nylonfäden wie quasi alle anderen aktuelleren Softkites am Markt auch (Rigid Foils), zudem hat er interne Zugbänder um Lasten zu verteilen und den Schirm so ausgewogener und steifer zu machen, was auch wirklich gut gelungen ist. Das Tuch liegt absolut glatt und faltenfrei und die dünne, ummantelte Waage macht auch einen sehr guten Eindruck. Geflogen bin ich den Nova im Serientrimm, hab also noch nichts dran herumgebastelt.
Zuerst an der Navigator M+ (51cm mit 24m Leine) geflogen und war etwas enttäuscht, dass bei etwa 20kn schon gefühlt Ende war. Da hatte der Nova auch Querkräfte und ich war etwas fassungslos, dass ein 2019er Schirm sowas hat. Ich konnte aber dann im Flachwasser den Schirm besser halten und mahnte mich selbst mal zum Ausprobieren. So habe ich den Schirm ab und an mal versenkt, ordentlich untersprungen oder zum Frontstall versucht zu zwingen. Da wurde meine Laune auch wieder besser: Der Relaunch ist ein Traum, übers Halten einer Leine wie ein Tubekite funktioniert es definitiv. Auch invertiert habe ich ihn super wieder rausbekommen (im Schwimmen, nicht stehen!) (Windmesswerte waren 13-19kn). Untersprungen oder ähnliches steckt der Nova gut weg, er segelt einfach wieder zurück. Stabilität wird bei diesem Kite wirklich großgeschrieben.
Da ich aber nicht nur rumfahren sondern mich auch rausschießen wollte, habe ich mal eine andere Bar (20m Leine) genommen, und siehe da: Der Kite macht richtig Laune. Keine nervigen Querkräfte, Böen bis 26kn auch gut weggesteckt. Gesprungen will der Kite wie ein Hochleister über Geschwindigkeit und einen aktiven Boardimpuls. Trifft man den Punkt perfekt, geht es schon mit dem 12er Nova auf 13m (Vergleich: Mein Kitebuddy auf einem eingeflogenen 13er EdgeV9 (24m Leine) kam auf 13,2m Sprunghöhe). Wer ihn nicht trifft, kommt gemütlich auf etwa 6-8m Höhe und einen kleineren Weitflug. Dabei lässt sich der Kite aber sehr gut noch lenken und auch auf der Bar spüren. Auch einen Heliloop oder Downloop macht der Kite sehr gerne mit und durch seine Agilität macht das auch echt Spaß. Also klare Empfehlung: 19-22m Leinenlänge! Kurze Leinen machen mehr Spaß. Wer richtig überbraten ist und schnell anfährt, sollte für extra Boost den Kite in der Fahrt langsam depowern, das geht dann nochmal besser hoch.
Nun aber mal vergleichen: Zum Vergleichen gibt’s einen 9er Chrono V3, 13er Hyperlink V2, 12+15er Soul, 12er Speed5. Die naheliegendsten zuerst: Der 12er Soul hat deutlich weniger Barfeedback und fühlt sich weicher an, zudem zeigt der Kite größere Drehradien. Stabilitätstechnisch aber keinen wirklichen Unterschied, Relaunch im ganz unteren Windbereich über eine Leine habe ich keinerlei Erfahrung. Der 13er Hyperlink ist dem Nova ähnlicher, man hat aber nicht so das Gefühl, dass der Kite die Power auch hat. Beide haben ein sehr gutes Barfeedback, der Nova kommt einem Tubekite aber nochmal näher. Gesprungen bin ich beide mit der gleichen Bar, mit dem Nova kam ich etwas höher (aggressiverer Lift). Der Hyperlink setzt die Böen aber weniger direkt um, beim Soul sogar noch etwas weniger. Was der Nova für Kräfte zeigt, ist wirklich beeindruckend. Doch wo ist jetzt hier der Nachteil? Für mich klar im Highend. Bei meinem Setup kam ich mit dem 12er bei 24-27kn in den oberen Grenzbereich. Hier ist auch die Sprunghöhe einfach nicht mehr zu steigern. Zum Vergleich: Den 13er Chrono bin ich bei gleicher Bar bis 25kn sicher geflogen, den 13er Hyperlink musste ich notgedrungen heute bei einer Front mit den Messwerten 26-29kn noch fliegen, der Landeplatz war belegt. Mit gezogenem Adjuster war das möglich, wenngleich wirkliche Fahrleistungen nicht mehr gingen. Der Nova hat unglaublich viel Power pro QM, und wirklich top Depower, aber der tiefere Stand im Windfenster beenden eben früher das Highend. Dafür gibt’s ja die kleinen Größen 😉 Den Nova hatte ich auch mal en eingefleischte „Flysurfer“ gegeben, da diese mit der 12er Speed5 am Fahren waren und neugierig auf den unbekannten Kite waren. Auch diese waren begeistert. Wenn der Nova bald in noch größeren Größen kommt, sollte man auch den Leichtwindbereich erkunden.

So, nun zum Fazit: Ich finde den Nova einen absolut super gelungenen Schirm, extrem viel (unerwartete) Leistung pro QM bei hoher Agilität und gut definierten Barkräften stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis wirklich (1349€ VK für den 12er). Dabei muss sich der Nova keinesfalls vor den Platzhirschen Ozone und Flysurfer verstecken, die Qualität ist top, ummantelte aber dünne und trimmbare Waage, und ein sehr leichtes Tuch machen den Kite alltagstauglich. Für wen ist der Kite? Nun, der Kite ist in seiner Bedienung wirklich kinderleicht, sofern die Größenwahl passt, kann jeder, vom Aufsteiger bis Profi, den Nova fliegen. Mir wurde auf jeden Fall nicht langweilig, und das obwohl der Nova quasi ein „Downgrade“ vom ChronoV3 aus ist.

Wenn jetzt noch Fragen übrig sind, einfach schreiben. Versuche sie so gut wie möglich zu beantworten.
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