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Alt 02.01.2007, 13:15   #20
olli1111
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Hallo Bennni!

Du fragst, welche Marke man Dir für den Anfang empfehlen kann. Die Antworten werden so unterschiedlich wie die Leute ausfallen,
die sie Dir empfehlen - ich lass es deshalb. Warum? Ganz einfach: woher sollen andere wissen, was Dir gefallen wird?
Letztendlich wirst Du nicht das fahren wollen, was andere gut finden, sondern was Dir Spaß macht und dafür zahlst Du auch ganz
ordentlich.
Da ich nicht weiß, wie weit Du in der Woche Deines Surfkurses gekommen bist, denk daran, dass sich ein Brett für Dich erst dann
grundsätzlich von anderen unterscheiden wird, wenn Du Fußschlaufen-, Trapezfahren und erste Gleitmanöver kannst. Vorher schließe
ich mich denen an, die Dir nahelegen erstmal ein gebrauchtes Einsteigerbrett zu kaufen (Einsteigerbrett muss nicht heissen: groß und klobig, nur nicht zu edel für den Anfang). Das kann ruhig ein wenig ramponiert
werden und Du lernst darauf das notwendige um evtl. eine erste Entscheidung für Dich treffen zu können: "wohin will ich?", "was
ist für mich surfen?". Warum ist das wichtig? Nun für den einen ist Windsurfen ohne Welle kein Surfen, andere sind
absolut freestyle verrückt, wiederum andere möchten nur lockeres Heizen und Manöver (freeride, freemove) oder Heizen um jeden
Preis (Slalom, Speed, Formula) und viele dieser unterschiedlichen Neigungen verlangen zum Teil spezialisiertes Material. Keine
schnittigen Turns in Wellen ohne ein Waveboard, ein Speedfreak wird aber umgekehrt mit dem Waveboard nicht wirklich glücklich
(zu kleine Segelrange, zu nervös, nicht schnell genug, etc.). Bevor Du also daran denkst, Dir aktuelles Material für viel Kohle
zu kaufen, solltest Du erst mal im Ansatz für Dich herausfinden, was genau Dich an diesem facettenreichen Sport denn nun
reizt. Und das kristallisiert sich nun mal meist erst später heraus. Möchtest Du zum Beipsiel gar in die Welle UND Freeriden, kannst Du Dir für den Preis eines aktuellen Brettes locker einen
2004er/2005er Freerider und ein passendes etwas älteres Waveboard/Freemoveboard leisten.
Kannst Du noch nicht Schlaufen- und Trapezfahren, ist (wie schon von jemand anderem hier erwähnt) ein Brett mit reichlich
Restvolumen hilfreich (z.B. ein Schulungsbrett wie zum Beispiel Starboard Go 129/150). Darauf lernst Du in kürzester Zeit
die Basics einschließlich erster Gleitmanöver, Tricks (Clewfirst, backwinded, etc.), Wasserstart und wenn Du verrückt genug bist
auch erste Hüpfer, die Teile sind recht passable Frühgleiter und für den Einsteiger ausreichend robust.
Schrottest Du als Anfänger ein preiswertes Brett, ist das noch zu verkraften, später kannst Du die Risiken dann schon besser
selbst abschätzen und ein Brett, das für den Anfang etwas mehr einstecken kann, erspart unter Umständen viel Frust.
Ein 120-160 Liter-Brett dürfte für Dein Gewicht locker reichen (je nach Bewegungstalent und Motivation und lieber etwas mehr als
zu wenig Volumen). Wenn Du diese Sachen schnell lernst, wirst Du schon eher wissen, was Dich reizt und die dann folgende
Investition in ein kleineres Brett dürfte sich auf längere Zeit richtig lohnen. Ein guter Freerider macht in dem Volumenbereich
auch alles mit, was Du für den Anfang brauchst und je nach Talent und Zeit, kann das eine Saison oder 2 oder länger in Anspruch
nehmen. Der Weg ist aber hier das Ziel und das Lernen ist das, was Spaß machen muss. Um ausreichend Gleitzeit zu haben, würde
ich daher schon zu einem Mittelwindbrett greifen. Wenn's trotzdem kleiner sein soll, würde ich was breites nehmen, was trotzdem
flott und gutmütig ist und ne große Segelpalette trägt (zum Beispiel Starboard Carve 111 der vorletzten Saison).

>Wenn ich mir aber doch ein neues Board kaufen würde, wie wäre es dann mit einem 06 JP X-Cite Ride II ES/FWS oder dem 06 Flare
>von Starboard?? Oder vielleicht ein ganz anderes?
So verschieden diese Bretter sind, ist das Flare nun gar nicht anfängertauglich. Du wirst vermutlich beim Schotstart fluchen und
bei Deinen ersten Leichtwindhalsen- und Wenden-Versuchen den Surfsport aufgeben. Das Flare ist ein Brett für schon erfahrenere
Surfer und Powertacks, genauso wie Snap-, Slam- und Powerjibes sollten funktionieren, Wasserstart ist ebenfalls kein Nachteil.
Zitat aus dem Surftest:

>Conclusion:
>The FLARE 99 is a real New-Schooler. The board is predominantly shaped for flat rotations and slides than for making big airs.

>Surf-tipp:
>The FLARE 99 is a board for radical new-school moves without any compromise.

Ich behaupte mal, jemand der auf's äußerste movitiert ist, lernt es auf jedem Brett, entsprechend gute Bedingungen (körperliche
Eignung, Revier, Freunde) vorausgesetzt. Aber warum solltest Du Dir das antun?
Wir haben vor über 20 Jahren auf dem hinterletzten Material gelernt und es war im Vergleich zu heute eine Tortur - entsprechend
schnell haben die meisten auch wieder aufgegeben (deshalb ist surfen immer noch kein Breitensport) und das war bis vor wenigen
Jahren so. Inzwischen ist das Einsteigermaterial soweit gereift, dass es wirklich Spaß macht darauf zu lernen und auch wenn die
Teile nicht so cool sind, wie kleine Freestyler oder Waveboards, Du kannst wirklich wahnsinnig viel auf ihnen lernen und machen
und wie gesagt, die meisten sind später noch prima Leicht- und Mittelwindboards für Dich.

Als Segel dürfte bei Deinem Gewicht ein Freemove-/Freeridetuch um die 6-6.5m² gut geeignet sein - wenn Du etwas schwächer
bist, geh'n auch 5.2 oder 5.5 m². Auch hier kannst Du wieder zu aktuellen teuren Sachen greifen, die ihren Dienst aber auch
nicht wesentlich besser (wenn überhaupt) erfüllen als 2-3 Jahre alte Schnitte (die teilweise heute noch identisch sind). Es gibt
auch deutlich ältere Segel, die ich Dir heute ohne Probleme ausdrücklich empfehlen würde, weil sie druckpunkt- und eigenstabil
sind, leicht sind, prima Manövereigenschaften haben und einen großen Windbereich abdecken und die Du ab und an bei ebay neu oder
fast unbenutzt für 'nen Appel und 'n Ei bekommst (50-100 €uro).
Als Anfänger würde ich mir lieber 2-3 dieser Segel in unterschiedlichen Größen kaufen, dazu noch ne gescheite alternative Finne
für mein Brett, einen guten Gabelbaum, einen guten Mastfuß, Trimmhilfe und 'nen vernünftigen Neo mit Schluppen.
Das Geld, das Du dann trotzdem noch gespart hast, kannst Du Dir für Dein nächstes Brett zur Seite legen. Ich kauf mir heute noch
gebrauchtes Material oder welches aus der letzten/vorletzten Saison (trotzdem gutes) für radikalere Sachen, dann tut's
auch nicht so weh, wenn ich mal was schrotte.
Bist Du sportlich/athletisch würde ICH mir bei Deinem Gewicht 5.0, 6.0 und 7.5/8.5) holen. Dann hast Du ein Segel für leichteren
Wind (vorausgesetzt, Du hältst Dein Gewicht), und kannst mit den kleineren bis ca. 6 bft damit noch fahren. Heutige
Freeridesegel sind zum Teil erstaunlich leicht.

Lass Dir nichts ungeeignetes andrehen, weil es cool ist, sonst wirst Du nie erfahren, wie geil dieser Sport wirklich sein
kann... und das erste Jahr ist schnell rum!

Cheers, und ein frohes Neues,
Oliver
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