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Alt 01.06.2020, 22:44   #59
awaxa
Insane-Customboards
 
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Seit langem mal wieder was Vernünftiges gelesen.
Danke für die Mühe, wenn ich inzwischen auch die Hoffnung aufgegeben habe, dass es eine nennenswerte Menge kapiert.
Sei noch gesagt, dass die gleichen Strukturen in unserem "Bildungssystem" zu finden sind.
Da wird nichts dem Zufall überlassen......



Zitat:
Zitat von sundevit Beitrag anzeigen
@Set Du fragst, wie das funktioniert, diese Gleichschaltung. Das ist gar nicht so schwer zu beschreiben.
Das läuft auf mehreren Ebenen.

1. Die wichtigste: Soziale Prägung und Vernetzung.
Am lustigsten hat das "Die Anstalt" mal für den Bereich "NATO" aufbereitet - diese Netzwerke gibt es aber für ALLE politischen und wirtschaftlichen Bereiche.
Niemand erklimmt die Karriereleiter, der gegen die Interessen der deutschen Regierung "arbeitet", ich denke, das kann jeder nachvollziehen und mit der Berichterstattung von Tagesschau & Co abgleichen - ist einfach so. Ein Claus Kleber wäre nicht in seiner Position, wenn er ernsthaft und fundiert die Regierung kritisierte. Das ist von ihm auch nicht zu befürchten, da er so gut mit ihr und Seinesgleichen vernetzt ist, z.B. in der Atlantikbrücke Niemand wird doch über seine eigenen Freunde schlecht reden - dann ist es ganz schnell vorbei mit der Karriere.
Niemand muss einem ARD-Mitarbeiter ab dem mittleren Dienst noch sagen, was er zu berichten hat, das funktioniert von ganz allein.
Das wurde übrigens schon vor vielen Jahren von Noam Chomsky in "Manufactoring Consent" hervorragend dargelegt.

2. Abhängigkeit - oder Wes´Brot ich ess´, des´Lied ich sing.
1990 gab es in dir ARD ein Verhältnis von Festen zu Freien Mitarbeitern von 90:10 - dieses wurde zielgerichtet nahezu umgekehrt.
Kein Freier kann es sich leisten, dass der Chefredakteur am nächsten Tag einen Anruf aus höheren Kreisen bekommt - denn dann fliegt der selbst das nächste mal nicht mehr mit der Regierungsmaschine mit und nix ist mit Exklusivinterviews. Der Freie, der zu kritisch berichtet, bekommt einfach nie wieder eine Produktion untergebracht. Auch er zensiert sich vorsorglich selbst, schon aus Überlebensgründen, vielleicht hat er eine Familie zu ernähren...?

3. Direkte Anweisung
Die Corona-Krise machte diesen Punkt für zwei kurze Momente deutlich sichtbar - das ist äußerst selten.
Zum einen formulierte die Regierung ein Strategiepapier, in welchem konkrete Anweisungen an die Medien sind, wie berichtet zu werden hat, da steht u.a. drin:

"Um diegewünschte Schockwirkung zu erzielen, müssen die konkreten Auswirkungen einer Durchseuchung auf die menschliche Gesellschaft verdeutlicht werden:
1) Viele Schwerkranke werden von ihren Angehörigen ins Krankenhausgebracht, aber abgewiesen, und sterben qualvoll um Luft ringend zu Hause. Das Ersticken oder nicht genug Luft krie-gen ist für jeden Menschen eine Urangst. Die Situation, in der man nichts tun kann, um in Lebensgefahr schwebenden Angehörigen zu helfen, ebenfalls.
2)"Kinder werden kaum unter der Epidemie leiden": Falsch. Kinder werden sich leicht anstecken, selbst bei Ausgangsbeschränkungen, z.B. bei den Nachbarskindern. Wenn sie dann ihre Eltern anstecken, und einer davon qualvoll zu Hause stirbt und sie das Gefühl haben, Schuld daran zu sein, weil sie z.B. vergessen haben, sich nach dem Spielen die Hände zu waschen, ist es das Schrecklichste, was ein Kind je erleben kann."


Das ist widerlich, das ganze Papier ist aber ohnehin ein Haufen XXXX -.

Das zweite Beispiel:
Ein Medium, welches es wagte, Wissenschaftler interviewten, welche nicht die Regierungssicht teilten, bekam einfach mal einen Brief der Bayrischen Landeszentrale für neue Medien, dies gefälligst zu unterlassen - wie z.B. hier, Radio München.
Damit erreicht man dann gleich

4. Diffamierung der Person (!), welche abweichende Meinungen vertritt
Wenn es nun einen gewichtigen Kritiker, nennen wir ihn XY, gibt, wird dieser nicht interviewt, es wird nur ÜBER ihn geredet. Damit behält man die Meinungskontrolle in der Hand. Herr XY ist gezwungen (!) alternative Medien zu benutzen, um überhaupt wenigstens noch etwas sagen zu können.
Beliebt zu Corona-Zeiten:
Der angebliche „Faktencheck“ - allerdings nach folgendem Muster angefertigt:
Herr Drosten sagt: „Morgen könnte es bei Schneeregen zu Bodenfrost kommen“
Wenn nun Herr XY aus dem Fenster schaut und feststellt: „Aber es scheint die Sonne und es sind 20°C!“ bekommt er am nächsten Tag diesen Faktencheck von Corretiv, Tagesschau u.a.: „Der umstrittene Herr XY behauptete auf einer unzuverlässigen, möglicherweise rechten Kreisen nahestehenden Plattform, gestern seien es 20°C gewesen. Nach Expertenmeinung ist dies falsch, es waren nur 19,5°C.“

Das ist kein Faktencheck, ja es ist noch nicht einmal eine Auseinandersetzung in der Sache. Aber es ist leider sehr wirkmächtig und es ist gleichgültig, ob etwas im Wesentlichen widerlegt wurde, dies verschwindet einfach.


Fazit:
Wer behauptet, man müsse Aluhutträger sein, wenn man den Mainstreammedien eine sehr grobe Einseitigkeit attestiert, denn schließlich würde Mutti ja nicht anrufen und sagen, was zu berichten ist, denkt zu kurz. Der Anruf ist gar nicht nötig.
Es gibt dafür noch sehr viel mehr Werkzeuge, ich hoffe, ich konnte einige davon erklären.

Nachtrag für @set: Mit Mainstreammedien meine ich: Staatsfunk und nahezu die gesamte Medien- und Presselandschaft in D., welche von 4 Konzernen dominiert wird. Liz Mohn (Bertelsmann) und Frau Springer sind nicht umsonst regelmäßig zum Kaffeekränzchen bei Mutti. (Dort werden bestimmt die neuesten Häkeltrends ausgetauscht, ich weiss....)
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