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Alt 02.08.2012, 21:00   #3055
wdczap
El Almeni
 
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@Shortsqueeze
Dass das Aufkaufen von Staatsanleihen durch die EZB mittel- oder langfristig zu einer Lösung führen kann, halte ich eher für unwahrscheinlich. Richtig dürfte wohl sein, dass man sich damit wieder "Zeit" kaufen kann. Die EZB handelt ja nicht im luftleeren Raum. Letztlich stehen hinter der EZB alle Euro-Mitglieder als Schuldner. Die EZB kann zwar im Prinzip unbegrenzt Anleihen ankaufen, irgendwann wird aber der Punkt erreicht sein, ab dem die Bonität der übrigen Euro-Mitglieder leidet. Insofern macht der Ankauf durch die EZB ja nur solange Sinn, als auf dem Markt Gläubiger von Anleihen aus dem Nicht-Euro-Raum als Käufer auftreten. Sollte das nicht mehr der Fall sein, kauft die EZB also auch auf dem Sekundärmarkt nur noch Anleihen der Euro-Länder von Gläubigern aus der Euro-Zone auf, dann wäre das ein internes Null-Summenspiel, bei dem der Euro-Raum erhebliche Probleme hätte, seine Fremdwährungsschulden (etwa für Energie) zu finanzieren. Denn indirekt kauft die EZB mit der Bonität der "starken" Euroländer im Rücken, Anleihen der "schwachen" Länder auf.

Dann wäre wohl auch mit einer deutlichen Inflation zu rechnen. Derzeit ist das nur deswegen nicht der Fall, weil die Geldmengenausweitung nicht in den allgemeinen Geldkreislauf eingespeist wird. Das Geld zirkuliert nicht, sondern Banken und Versicherungen erhöhen Ihre Eigenkapitalquote. Möglicherweise spielt hier aber auch die hohe Flexibilität des Dienstleistungs- und Produktionssektors eine Rolle, der eine preissteigernde Verknappung von Gütern und Dienstleistungen verhindert, so dass Preissteigerungen nur bei begrenzten Resourcen auftreten.

So gesehen bin ich nach wie vor sehr skeptisch, woher die Lösung für die derzeitigen Probelem kommen soll. Schon 2003 hat man in der EU einen Wachstumspakt beschlossen, irgendwie hatte da aber abgesehen von Absichtserklärungen keiner so die zündende Idee, wie das praktisch umzusetzen wäre.

ICh hab das hier schon mal geschrieben, als wahrscheinlichstes Szenario rechne ich mit dem Austritt irgendeines Nordeuropäischen Landes aus dem EURO-Währungsverbund. Dem werden dann möglicherweise andere Länder folgen, hoffentlich auch wir.

Bezüglich der Aktien ist das derzeit wirklich sonderbar. Meiner Meinung nach, ist der Handel sehr schwach, so dass sich jederzeit extreme Schwankungen ergeben, machmal auch ohne irgendeinen erkennbaren Grund. Ich glaube aber auch, dass Aktien noch deutlich anziehen werden. Aber in einigen Branchen dürfte es wohl noch deutliche Rücksetzer geben. Wo da jeweils der Boden ist, tja ... ?


Geändert von wdczap (02.08.2012 um 21:23 Uhr)
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