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Alt 14.05.2014, 15:16   #1
wolfiösi
kellerkind
 
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Standard Flysurfer Razor Directional

Nun hatte ich Gelegenheit, das neue Razor von Flysurfer für ein par Wochen auszuleihen und zu testen.

Vorwort:
Wer mich kennt weis daß ich mich schon ein par Jahre mit Directionals für den Freeride Bereich beschäftige und schon so manches unter den Füßen hatte, auch vieles selbst gebautes.
Vor 2, 3 Jahren fuhr ich auch noch mit einem echten Raceboard herum, mittlerweile bevorzuge ich Boards, die zwar schön plan zu fahren sind, aber es dem Fahrer etwas einfacher machen.
Dies hat auch damit zu tun, daß echte Raceboards mittlerweile echt monströse Maße wie zb 190 x 70, mit 90 l Volumen haben. So ein Board wird kaum wer nur zum Rumcruisen kaufen, auch zumal diese Boards und die zugehörigen riesigen Finnen extrem teuer sind - und extrem anstrengen zu fahren.

Exkurs: Warum überhaupt Boards die man plan fahren kann ?
Ganz einfach: Ein Board das man plan fahren kann hat eine komplett andere (wesentlich bessere) Gleitcharakteristik wie ein Twin Tip das nur über die Kante gefahren werden kann oder eine Waveboard das man auch mehr oder weniger stark über die Kante fährt.
Ein Board das plan gleitet, gleitet um Dimensionen freier, der seitliche Halt der die Querkraft des Kites aufnimmt kommt zu fast 100% über die Finnen, insgesamt hat das Board deutlich weniger Wiederstand wie ein Board das schräg gefahren werden muß.
Dies merkt man nicht notwendigerweise beim passiven Angleiten, wo eine sehr große Door schon mal besser wie ein kleines Plan - Directional sein kann, aber man merkt es extrem beim Durchgleiten durch Windlöcher und vor allem beim Höhe Laufen.
Wer mal so ein Board gefahren ist und auch fahrtechnisch fit genug ist, um diese Eigenschaften zu erfahren wird mit großer Sicherheit zumindest für den Cruize - Bereich nie wieder mit einer Door oder ähnlichem glücklich werden. Klar, die Leute die "noch" Freestyle Ambitionen haben werden vielleicht weiter auf ein Twin Tip setzen.
Auch Ex Windsurfer (wie ich) schätzen das plane, fast wiederstandslose Gleiten, das sich für unsereiner super gut anfühlt sehr.

Meine Eindrücke vom Razor:
Mit dem Razor hat jetzt Flysurfer ein Board auf den Markt gebracht, daß ich als "Easy Fun Raceboard" bezeichnen würde - die Infos mit den Details sieht man auf der Homepage:
http://flysurfer.com/produkte/boards/razor/
Dort sind auch andere Tests verlinkt, ich kann die Aussagen aus den anderen Tests nur bestätigen.
Daher will ich mich hier auf die Dinge beschränken, die mir im Besonderen aufgefallen sind:

Preis:
Das Board ist mit 1.099.- ganz schön happig. Insbesondere weil es bei Flysurfer nicht sooo üblich ist, daß es gleich mal mit 40 % Preisnachlass neu verscherbelt wird.
Es ist jedoch anzunehmen, daß das Board aufgrund der Bauweise preisstabiler als Boards in Sandwichbauweise sein wird. Nix ist so alt / billiges wie ein beschädigtes Vorjahrsmodell...
Weiters: bei Flysurfer wird man nicht fürchten müssen, daß jetzt alle 6 Monate ein Nachfolgemodell erscheint, daß das Board das man hat auf dem Gebrauchtmarkt extrem entwertet.

Bauweise:
Das Board wird was ich weis in Polen in der typischen Twin Tip Bauweise gebaut. Das halte ich schon mal für Haltbarkeit und Wiederverkaufswert für einen RIESEN Vorteil. Die Sandwichbauweise wie sie bei allen gängigen Directionals verwendet wird ist nach meiner Erfahrung extrem problematisch: wirklich leichte und stabile Boards gibt es meines wissens gar nicht, denn die müssten extrem aufwändig produziert werden. Wenn man so ein Board hart ran nimmt (braucht gar nicht großartiges Springen sein) dann ist es extremen Belastungen ausgesetzt - die Kräfte die über die Finnen, über die Beine des Fahrers aufs Board kommen sind enorm, insbesondere bei sehr schweren und durchtrainierten Fahrern wie mir (ich hoffe die Selbstironie kommt durch...) und Kabbelwasser. So habe ich in den letzten Jahren so einige weichgeschüttelte / delaminierte "leichte" Directionals gesehn, ebenso wie die Modelle vom nächsten Jahr, die dann gleich mal 30 % schwerer waren, um vielleicht ein bischen haltbarer zu sein. Dazu kommt noch die Sandwich - typische Schlagempfindlichkeit, die zb auch bei Flugreisen oft ein Problem ist.
Beim Razor kann man sehr sicher sein, daß es sich nicht schon vom Rumfahren auflöst - ganz im Gegenteil, hier ist auch Springen ausdrücklich erlaubt !
Ein weiterer Vorteil ist der Platzbedarf: mit abmontierten Finnen nimmt das Board wenn man zb wie ich im Auto eine große flache Ladefläche hat extrem wenig Platz ein - ganz anders wie ein Sandwichboard.

Finnen / Finnekästen:
Die 3 baugleichen, symmetrischen 25 cm Finnen aus G10 sind CNC gefräst und schauen sehr präzise aus, sie passen sehr streng in die Mini Tuttle Box Finnenkästen. Das muß auch so sein, denn die Kräfte die über die Finnen ins Board einzuleiten sind hoch. Von Boards anderer Hersteller kenn ich das so, daß man wenn man die Finnen das erste mal ins Board schraubt gleich mal eine Stunde rumbasteln und Klebeband an die Finnenbasis kleben kann, damit nix mehr wackelt.

Straps + Pads:
Die Pads sind absoluter Luxus, man steht auf Ihnen extrem gut und komfortabel. Die 4 Straps sind ebenfalls sehr gut, wenn man wie ich große Füße hat und mit Surfschuhen fährt dauert es etwas, bis man sie groß genug gefummelt hat. Dies kommt auch weil eben durch die dicken Pads etwas Schlaufenlänge verloren geht, ich würde mir insgesamt etwas längere Straps wünschen.
Es gibt sowohl für die vorderen als auch für die hinteren Straps 3 verschiedene Montagemöglichkeiten, wobei meiner Meinung nach die vorderste nur für Directional Anfänger und die ersten Sessions mit dem Board geeignet sind, wo man das Board noch schräg wie ein Twin Tip fahren will.
Ich habe nach den ersten 10 Minuten mit dem Board alles nach ganz hinten montiert.
Was ich für Directional - Anfänger und durchaus noch Fortgeschrittene sehr gut fände wäre eine Option, hinten statt 2 Schlaufen nur eine Schlaufe die aber mittig zu montieren. Das wäre eine wesentliche Lern - Erleichterung.

Board / Shape / Gleit - und Fahreigenschaften:
Der Umstieg von Twin Tips insbesondere auf plan zu fahrende Directionals ist für viele Kiter nicht einfach. Besonders der Schritt die Finnen voll zu belasten und das Board plan zustellen ist eine große Umstellung. Das Razor kann man, und hier ist ein wesentlicher Unterschied zu echten Raceboards, wirklich auch mal so wie einen Door schräg gekantet fahren. Man wird zwar schnell feststellen, daß diese Fahrweise alles andere als effizient ist, aber es geht zumindest. Versucht man das mit einem echten Raceboard, wird man sofort abgeworfen, man stolpert gewissermaßen über die eigenen Finnen.
Wenn das Board mal frei gleitet ist es extrem angenehm. Wenn man den Kite etwas höher als üblich fliegt und voll gegen die Finnen drückt fährt man sofort eine extreme Höhe, und alles fühlt sich gut und leicht an. Ich hatte hier große Bedenken, daß das fehlende Kantenvolumen eventuell zu einem Verschneiden oder ähnlich führt, nein keine Spur. Das Board liegt wirklich extrem gut ausbalanciert im Wasser, und das wackelige Dickschiff - Gefühl eines echten Raceboards stellt sich nicht ein.
Auch Halbwind und Downwind ist das Board extrem gut zu kontrollieren, auf extremen Downwind wird man vielleicht den hinteren Fuß aus den Schlaufen nehmen und ihn in der Boardmitte vor die Schlaufen platzieren.
Leider hatte ich während der Zeit in der ich das Board hatte nicht die Möglichkeit wirklich Leistungsvergleiche mit anderen Boards zu fahren - ich könnte nicht sagen ob ähnliche Boards zb. von den Maßen her vergleichbar ein Airush Sector 60 (V4 oder V5) ein klein schneller oder langsamer ist oder einen Deut früher oder später ins Gleiten kommt.
Ich kann nur sagen, daß sich das Razor extrem früh losgeht und gut fährt, auf allen Kursen. Klarerweise sind hier Fahrkönnen, Fahrergwicht und Kite natürlich auch sehr entscheidend. Im alleruntersten Windbereich muß man so ein Board aktiv anfahren, knapp unter Halbwind den Kite sinusen und das Board in eine freie Gleitlage bringen. Sobald man fährt übernehmen die Finnen und der Kite die Sache, und der mit schnellerer Fahrt ständig zunehmende scheinbare Wind wirkt sich stark aus.
Ich bin das Board mit folgenden Kites gefahren:
Flysurfer Speed 2 SA 19m2, Speed 4 - 15m2, Elf Kites 11 m2 (Race Matte) und dann ziemlich lange mit meinem BR Maui Cloud 17. Klar daß das Board mit den Matten noch viel besser Höhe geht wie mit meiner Cloud, allerdings (und das war für mich vorher auch nicht so klar) harmoniert das Board auch mit dem vergleichsweise "kreuzlahmen" Tubekite super. Man bekommt auch mit der Cloud super easy extrem gut Höhe, passt gut zusammen.
Mit meinen 96 kg bin ich bei geschätzten 8 knoten schon schön am Fahren mit der 17er Cloud. Das ist ein Wind, wo sonst nur die Leute mit ihren 21er Silberpfeilen und wirklich großen Twintips am Fahren sind. Die sind aber auch meist noch leichter wie ich.
Sorry, hier an dieser Stelle gibts leider zum Angleiten nur diese "weichen" Aussagen.

Teil 2 folgt...Platzmangel....
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