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Alt 06.06.2008, 15:01   #18
olli1111
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Daumen hoch

@Wolfman:
Noch mal vorweg, das ist für mich, ebenso wie für dich hier keine Diskussion wegen 2er Segel und es geht auch nicht darum Recht zu haben, sondern das ganze inhaltlich so zu klären, dass auch andere was davon haben. Da stimmen wir also schon mal zu 100% überein.

Jetzt geht es eigentlich nur darum rauszufinden und aufzuzeigen, warum die Erfahrungen und Einschätzungen verschiedener Fahrer so unterschiedlicher Natur sind.

Auf das Traction bezogen: Ziehst du es flach, wird es schwammig im Fahrgefühl und -verhalten im Vergleich zum Lightning. Dann hat es aber trotzdem noch lange nicht die Leistung, die dir das größere Segel bietet. Mir glaubst du es nicht, ich zitiere die Surf: "Wer die Trimmschots spürbar anzieht, würgt die Leistung ab. So getrimmt entwickelt das Segel keinen Zug auf der hinteren Hand, man kann dadurch das Brett nicht freipressen.". Schwankt der Wind zudem immer im Grenzbereich des Tractions und das tut er sehr häufig auf Binnenseeen, dann musst du entweder ständig umtrimmen oder dich für einen Trimm entscheiden, der auf alle Fälle deutliche Nachteile mit sich bringt: entweder bei der Angleitleistung oder das Fahrverhalten im "höheren" Windbereich ist nicht gut kontrollierbar, wenig druckpunktstabil und damit kraft- und konzentrationszehrend.
Wenn das aber die Hauptbedingungen sind, unter denen du fährst (ca 60-80% kommt nur dieses Segel zum Einsatz), dann wirst du dieses Gezicke oder Umtrimmen bald hassen lernen. Jemand, der solch ein Segel ab und an mal auspackt, wenn der Wind nicht reicht, der wird das sicher nicht so wahrnehmen - aber von solchen Fällen brauchen wir hierbei auch gar nicht ausgehen. Beim Umtrimmen ist übrigens die Böe des Tages (so heisst das unter Binnenseesurfern) dann leider schon weg, kann also nicht genutzt werden und damit auch der Sinn des Segels. Überlege dir einfach mal, bei welcher Windgeschwindigkeit jemand wie sev (Gewicht, Brettbreite) Gleitspaß hat.

Zitat:
Zitat von Wolfman
Aber einem Aufsteiger, der bisher nur 6,5 hat, zu einem Umstieg auf 9,4 oder mehr zu raten, das halte ich für sehr gewagt, selbst wenn es das Tushingham ist. Und dann zu sagen, er soll 9,4 fahren, bis es für das 6,5 passt, das haut m.E. auch nicht hin. Bei mir ist der Abstand von 8,5 auf 7,0 recht passend; von 8,5 auf 6,5 wird auch gut gehen. Und natürlich wiegt das 9,4er deutlich mehr als das gleiche 8,5er (Im Test ist leider gar kein Gewicht angegeben).
Ich gehe gleich noch auf SurfyMcSurf ein, mit einem Beispiel hier aus dem Forum, wo wir das gleiche Thema hatten. Die Entwicklung dabei ist genau so, wie du und surfy euch das nicht vorstellen könnt/wollt. Und da ist der Fall noch deutlicher, da ging es nämlich um einen sehr leichten Einsteiger, der noch mit dem Fuß vor dem Gabelbaum stand. Aber dazu kommen wir später.
Was die Segel angeht, so vergleichst du schon wieder Äpfel mit Birnen. Solche Segel wie das Tushingham haben einen entsprechenden Toptwist, der die Fläche deutlich reduziert, mehr als bei deinem Traction (einfach schon deshalb, weil es auch im Top mehr Fläche hat). Damit ist das Segel dann bei einfallenden starken Böen auch deutlich kleiner, bis scheinbarer Wind und Fahrtgeschwindigkeit sich wieder angeglichen haben. So lange fährst du dann eben auch mit 7.5-8m² und weniger Fläche, weil dieser Teil des Segels weggetwistet ist und dem Wind keine Angriffsfläche bietet. Erst dann greift wieder mehr Fläche. Ein Freund hat obenraus 2 Segel: 10.5 und 6.5m² und das seit Jahren. Was geht und was nicht, hängt nicht von deiner Vorstellungskraft, sondern von den Segeln ab und du kannst dein Segel nun mal nicht mit denen vergleichen, die ich hier angeführt habe. Bei denen gilt übrigens auch, je größer die Gesamtsegelfläche ist, desto mehr Fläche twistet auch in starken Böen im Top und Achterliekbereich.

Zitat:
Zitat von Wolfman
Wenn deine Frau, Olli, nach OP und mit 60 kg das 9,4er fährt, dann doch sicher mit Wasserstart?? Und sie muß eine sehr gute Surferin sein. Meiner Frau, Schotstarterin, 75 kg, 185 cm, ist schon das 7,0er eigentlich zu schwer, das 8,5er hat sie noch gar nicht probiert. Wenn sevuoi den Wasserstart bisher mit dem 6,5er noch nicht gemacht hat, wird er ihn mit dem 9,4er nicht aus dem Ärmel schütteln. Das heißt dann schon viel zerren!
Meine Frau macht keinen Wasserstart mehr (Fischgefahr, der Gartenteich war Schuld ), sie nutzt ein easy uphaul an einer langen Startschot. Kostet nur ein paar Euro, kann bei geflochteter Startschot selbst gemacht werden und entlastet den Rücken fast vollständig. Sie ist 1,60 groß und als sehr gut würde ich sie überhaupt nicht bezeichnen, eher als sehr mäßig.
Beim Wasserstart für sev gebe ich dir wieder Recht, nur gibt es auch hier kleine Hilfen und ein Kerl mit seinem Gewicht spürt das Segel doch mit oben genannter Methode beim Schotstart nicht mal
Ich mache den übrigens nicht selten selbst, auch ohne Hilfen. Wichtig ist dabei nur eine lange Startschot und ein gerader Rücken und dann nicht auf Teufel komm raus gegen den Wind ziehen, sondern erst das Segel in den Wind drehen lassen, dann geht's wie du weißt einfacher.
Zudem macht es beim Wasserstart ja auch immer einen Unterschied, welche Gabeln, Masten in den Segeln stecken. Die Gabel muss wirklich leicht sein, weil sie beim Wasserstart nun mal viel des zu stemmenden Gewichtes ausmacht, der Mast sollte dann doch bei 75% Carbonanteil liegen.


Ich kürz das hier einfach mal ab, hab noch surfys Schreiben hier in der Warteschlange, da komm ich dann aber noch auf ein anderes Beispiel hier aus der Oase zurück. Du darfst mir aber glauben, dass ich reichlich Erfahrungen aus der Praxis verteilt über Jahrzehnte habe, mit genau den Themen, von denen ich hier schreibe und Feedback erhalte ich dazu genügend - ich schreib das nicht aus dem holen Bauch heraus, erinnere mich also noch mehr als gut und hab die Sachen unter völlig verschiedenen Bedingungen erlebt (Binnensee NL, Gardasee, NL Küste, D Küste, etc.). Auf genau diese Bedingungen geh ich kurz ein, damit du siehst, wie wichtig alleine der Winddruck ist, von dem ich hier die ganze Zeit erzähle. Zusätzlicher Auftrieb durch Salzgehalt im Meer, unterschiedliche Brettbreiten/-shapes, etc. als weitere Faktoren sind dabei noch nicht mal berücksichtigt.
Wichtig sind aber bei unseren Argumentationen die jeweiligen Bedingungen.
Hier gerade mal die Unterschiede im Winddruck durch eine übliche Veränderung der Winddichte, etwa zwischen Küste und Binnenland anhand eines Beispiels ausgerechnet.

Der Winddruck (in Newton) bei einer Windgeschwindigkeit von 18 km/h, cw-Wert 1.1.
Angegeben ist (Segelfläche in m²; Winddruck in N):
bei Winddichte 1 kg/m³: (7,5; 669) (8,5; 758) (9,5; 847) (10,5; 936)
bei Winddichte 1,225 kg/m³: (7,5; 819) (8,5; 928) (9,5; 1037) (10,5; 1146)

Du siehst, dass hier das 7.5er bei der höheren Winddichte locker die 2m² Überschuss eines 9.5ers bei der geringeren Winddichte kompensiert. Im Umkehrschluss heisst das, dass jemand der an der Küste die Erfahrung macht, dass 7.5 oder 8.5m² reichlich sind, hier noch immer rumdümpelt, egal, wie sehr er pumpt.
Ich hoffe, dadurch wird deutlich, wie verwirrend eine einseitige Darstellung sein kann, erst Recht, wenn man seine Argumentation nicht wirklich ausführt. Auf welcher Informationsbasis soll sev denn dann entscheiden, was für ihn richtig ist?
Er weiß nicht unter welchen Bedingungen du fährst, was für ein Brett du fährst, wieviel du wiegst, etc. Alleine das Fahrergewicht verschiebt schon den Einsatzbereich eines Segels erheblich (bei gleichen Bedingungen und Können).

Cheers,
Oliver


Geändert von olli1111 (07.06.2008 um 20:00 Uhr)
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