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Alt 13.04.2021, 17:23   #77
flightsurver
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Standard Buhne

Einen habe ich auch noch.
Ist schon ewig her. Kurz nachdem ich Höhe fahren konnte.
Wir sind am Sonntag an der Nordsee angekommen. 3 Wochen Urlaub hatte wir vor uns.
Meine Frau habe ich mit dem Einräumen der FeWo allein gelassen – Kiten ist wichtiger. Erster großer Fehler.
Ich musste unbedingt noch auf’s Wasser.
Das Wasser war in diesem Jahr im Mai noch ziemlich kalt. Da wollte ich zum ersten Mal meine Neoschuhe ausprobieren.

Angezogen, Kite in der Luft und ab zur Wasserkante. Man hat mir noch gesagt, bleibe weg von der Buhne auf der linken Seite.
Klar. Ich versuche mindestens 30 Meter davon entfernt zu Starten.
Dummerweise passte ich nicht mit Neos in die Bindung rein. Voll blöd, die Schnallen hätte ich vorher anpassen sollen.

Geht auch einhändig mit Schirm oben.
Ich brauchte insgesamt drei Anläufe, bis es passte. Der Sideshorewind hat mich bei meiner Bastelei Richtung Buhne getrieben. Passt schoo – ich bin ja gleich schnell weg. Jetzt passt ja alles.

Ich will gerade mit perfekt sitzenden Schlaufen starten, da merke ich, wie sich mein Board am Ausläufer der Buhne verhakt hat.
Dann ging es ganz schnell. Board hat sich verkantet, Kite macht plötzlich Druck und reißt mich vom Board.

Natürlich bin ich mit den Händen nach vorne voll in die Steinbuhne gestürzt.
Das Ganze wäre glimpflich ausgegangen, wenn diese blöde Buhne nicht voller abgebrochener Muscheln besetzt gewesen wäre. Ich sage euch, eine Säge ist nichts dagegen.
Irgendwie habe ich den Kite wieder unter Kontrolle bekommen. Als ich Richtung Kitestation gegangen bin, merkte ich, dass ich zwei schöne Blutspuren links und rechts in den Sand zeichnete. Da habe ich noch gedacht. Mensch – eine Menge Blut.

Meine beiden Hände waren mehrfach tief zerschnitten. Kleine Kinder liefen weinend vor mir weg. Schmerzen hatte ich keine.

Am Sonntag hatte ein Dorfarzt Notdienst.
Irgendwann kam er in seine Praxis.
Originalton: „Jetzt schweißt der mir die ganze Praxis voll“.
Meine Spontanantwort: „Auch das noch – ein Jäger“.
Danach haben wir uns gut verstanden.
Eine Stunde Näharbeit ohne Narkose. Würde eh nichts bringen. Nur Fleischwunden – aber viele. 3 Wochen nicht kiten – 3 Wochen hat mir meine Frau beim Anziehen geholfen.
Bei den Nachfolgeterminen in der Praxis wurde ich immer mit „Herr Buhne“ aufgerufen.

Die Bedingungen in diesem Urlaub waren grandios. Ich hätte heulen können.

Am letzten Urlaubstag haben mich Freunde unterstützt. Über meine verbundenen Hände wurden mehrere Gummihandschuhe gezogen und man hat mich auf’s Brett gestellt. So ein paar mal hin und her bin ich so noch gefahren.

Niemals wieder werde ich starten, ohne dass ich das Gelände vorher ausgiebig gecheckt habe.

Bleibt gesund.
Willi
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