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Alt 12.01.2014, 20:35   #9
concubix
steil frierer
 
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Standard Bahia Santa Maria (San Felipe)

Ein kurzer Bericht zu Bahia Santa Maria. Mein 6(+7) Tage Trip über Silvester.

Anreise
Von LA aus über die I-10 Richtung Salton Sea und zur Grenze in Calexico/Mexicali. Landschaftlich nicht so interessant. Dafür vom Verkehr her recht entspannt. Großeinkauf beim Walmart in Calexico und dann Stop-and-go für 30min bis zum Grenzübergang, wo es eine kurze Einreisekontrolle gab. Achtung: Für Mexiko braucht es eine lokale KFZ-Haftpflichtversicherung! Nach dem Checkpoint geht es gleich auf dem Mexican Highway 5 gerade aus der Stadt raus. Nach 20km läßt man die Zivilisation hinter sich zurück und fährt die nächsten 150km auf dem Highway durch die Wüste. Spärlicher Verkehr, viele Reifenleichen links und rechts, eine 2km lange Baustellenumfahrung auf Schotterpiste, hohe Absätze zwischen Asphalt und Beton im Bereich der Furtbrücken (nach der ersten fährt man da nur noch gedrosselt drüber). Man möchte hier nicht nachts unterwegs sein oder eine Panne haben. Besser im Verband fahren. 30km vor San Felipe bei der Einmündung des Highway 3 hat es einen Militärcheckpoint. In der Peripherie von San Felipe erste Tank- und Übernachtungsmöglichkeiten. Auf einer Landstraße mit oftmals schlechtem Asphalt und Achterbahnfeeling in den Vados (Furten) geht es 20-30km bis zum Abzweig nach CampoMayo/Playa Hermosa/Bahia Santa Maria. Dort zunächst Schotterpiste, die sich dann in viele Pfade durch mehr oder weniger festen Sand aufteilt. Die meisten sind für Nicht-Offroad Fahrzeuge unbefahrbar. Ankunft auf einem festgestampften Plateau am Strand nach 10h.


Spot
Wie man auf dem Satellitenbild sieht liegt der Spot an einer Bucht, die im südlichen Teil von Ferienhäusern gesäumt wird. Wegen der Gezeiten läuft die Bucht zweimal in 24h leer. Hightide war bei uns gegen 10 morgens und nachts. Nachts sogar noch höher mit schätzungsweise 3m Tidenhub. Bei Lowtide hat man ein ausgedehntes Watt mit einem noch hüfthohen Priel vor sich. Der Untergrund ist sandig bis matschig und erfordert in der Regel keine Schuhe. An den Sandbänken zur offenen See soll es aber Muschelkolonien haben.
Abwechslung auf dem Wasser wird geboten: In der Bucht kabbelig, hinter den Sandbänken butterflat, draußen Welle und das Beste: Der Mudslide. Wenn man sich upwind bis um Eingang des Prils kämpft, hat man eine witzige und mitunter schlammige Rückfahrt durch den mäandrierenden Wasserlauf vor sich. Ausstieg dann auf Höhe des Startplatzes.

Wind
Im Winter kann man eigentlich nur auf die Santa Ana Winde (aus Nord) setzen. Diese entstehen bei Hochdruck über Südkalifornien und dauern im Schnitt drei Tage an. Nach dem Aufstehen noch lau, aber um 9 hatte es am ersten Tag gleich 27kn. 2 Tage guter Wind, an Silvester nichts und am 1.1. nochmal um 16kn.
Im Sommer dürfte sich eine gute Thermik von See her ergeben. Im Winter hat es außer Santa Ana nichts.


Leben
Alles was man braucht, muß man sich in diese Abgeschiedenheit mitbringen. Nächste begrenzte Einkaufsmöglichkeit ist 5km südlich oder in San Felipe. Es gibt keine Toilette oder Dusche am Strand und man bringt sich am besten eine Schaufel für den Spatengang mit.
Die Häuser sind die meiste Zeit unbewohnt und werden autark betrieben. Generatorstrom, Wasserlieferung, Sickergrube.. Die Besitzer sind zumeist Amerikaner aus San Diego, teilweise schon in den 70ern erstmals dort aufgeschlagen. Der Grund gehört lokalen mexikanischen Familien, deren Unmut man besser nicht heraufbeschwört. Wir haben 6 Tage campiert, keiner wollte was von uns. Andere haben aber auch schonmal 5$ für die Benutzung/Instandhaltung der Schotterpiste bezahlt. Die Amerikaner sind in der Regel etwas schrullig, jedoch freundlich interessiert und hilfsbereit.
Die Landschaft ringsum ist karg aber eindrucksvoll. Für Offroader ein Traum. Es wird bis zur Dämmerung über unzählige Pisten geprügelt. Zeitweise ist das Motorengeräusch aber auch ziemlich laut.
Mit einer Simcard von Telcel (1GB/7T Internet für 15$) hatte ich am Strand guten Empfang. Die Karte kann man in San Felipe kaufen..eine Apotheke im Zentrum, Registrierung unproblematisch ohne ID.
Nach Sonnenuntergang wurde es immer recht kühl. Die Nachttemperaturen waren einstellig. Baja Midnight ist schon gegen 21h. Ein Lagerfeuer zum Abend (Holz mitbringen! Mangelware) und ein bombastischer Sternenhimmel machen das Programm bei Baja-TV. Man geht früh schlafen und wacht mit einem bonbonsüßen Sonnenaufgang wieder auf.
Alternativ kann man sicher auch günstig Unterkunft in SanFelipe finden und hat da dann auch ein paar Bars zur Auswahl.

Wassertemperatur und Wetter
Wasser war kalt! 10-14° schätze ich. Dafür wolkenloser Himmel während der 6 Tage. Bei der Ankunft hatte es abends noch Wolken.

Rückreise
An allen Grenzübergängen in die USA bilden sich lange Staus. Ich stand/rollte Donnerstag mittags mit unbeabsichtiger Abkürzung der Schlange 1h Stunde bevor ich am Checkpoint ankam. Vom Ende der Schlange wären es sicher über 2h gewesen. Man geht vorher besser noch auf's Klo. Der Check der US Grenzpolizei nahm bei mir nochmal 30min in Anspruch wegen Überprufung des Visums. Währenddessen hat man sich aus dem Auto in eine Art Käfig zu begeben. An den früheren DDR Grenzposten ging es deutlich humorvoller zu.
1-2 Meilen nach der Grenze bin ich auf den alten Highway 98 gebogen, der parallel zur I-8 durch die Yuma Wüste führt. Das ist nochmal eine tolle Landschaft. Ebenso später auf der I-8 durch die Berge Richtung San Diego. Von San Diego nach LA hatte es sehr viel Berufspendlerverkehr. Weshalb ich empfehle bei knappem Zeitplan wie bei der Anreise über das Hinterland zu fahren.

Baja California
Landschaftlich großartig (sofern man der Kargheit etwas abgewinnen kann), wild und (faktisch) kaum reglementiert. Die Straßen sind materialfordernd und man sollte sich für den Pannenfall vorbereiten. Etappenplanung (Sprit und Übernachtungen) ist ganz wichtig. Zur Kriminalität kann ich wenig sagen. Aber SanFelipe wirkte viel ordentlicher als man das aus vorheriger Lektüre erwartet hätte. Und die Leute machten auch nicht den Eindruck, dass ständig abgeschnittene Köpfe in den Straßen gefunden werden.
Eine Komplettdurchquerung der Baja bis zur Spitze ist auf jeden Fall ein Traum, den man hegen kann. Das passende Gefährt vorausgesetzt.


Hope it helps
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