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Alt 21.09.2017, 10:03   #55
switch
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Zitat von set Beitrag anzeigen
Befasse dich einfach mal ein bischen mit dem Thema...
Es gibt schlicht keine "Wissensbasis" die überhaupt wissenschaftlich gesicherte Aussagen zulässt.

Man kann alles dazu lesen.. die Artenschutzreporte, die Reporte über 20 jähriges Monitoring von Zugvögeln im Wattenmeer und so weiter..
Gesicherte Erkenntnisse lassen sich daraus nicht ableiten und sind nicht vorhanden.
Es gibt Zugvögel im Wattenmeer, deren Population dramatisch "zunimmt" und es gibt Arten, deren Population abnimmt. Die genauen Ursachen kennt man nicht bzw. kann nur in einigen Fällen direkte Zuordnungen machen.

Was gesichertes Wissen ist, ist dass Zugvögel stark genetisch programmiert sind und dass eine evolutionäre Selektion stattfindet. (Die stärksten überleben). Wenn eine Zugvogelart ein Ziegebiet in den Genen hat, und das Zielgebiet dann keine ausreichende Nahrung bietet, wars das halt.

Zudem ändern Zugvögel aufgrund der Lebensraumumstände mitunter auch ihr Verhalten und halten sich länger im Wattenmeer auf oder bleiben diesem fern. Ein Fernbleiben lässt jedoch nicht den Rückschluss zu, dass es denen im Wattenmeer nicht mehr gefällt. Es kann auch sein, dass es ihnen woanders besser gefällt oder eine Notwendigkeit entfallen ist. Man muss dazu bei jeder einzelnen Art umfangreich Informationen zusammentragen um überhaupt darüber spektulieren zu können, was dort populations und verhaltenstechnisch Sache ist.

Wenn eine Zugvogelart in Ihrer Polulation (Gastbesuche) im Wattenmeer mit dem Aufkommen des Kitsurfens enorm zunimmt, dann lässt sich daraus nicht ableiten, dass diese Vögel vermehrt ins Wattenmeer kommen, weil es hier (immer mehr) Kitesurfer gibt, an deren bunten Drachen sie sich erfreuen.


In den wissenschaftlichen Papieren steht lediglich, dass Segelboote, Freizeitschiffahrt, Berufsschiffahrt, Offshorparks und Industrie die Vögel vermutlich in ihrem Verhalten stören. Das sind generelle Annahmen. Eine gesichertes Wissen dazu oder gar empirisch nachgewiesene kausale Zusammenhänge gibts nicht.

Wenn man eine offene Mülldeponie abdeckt, dann bleiben die Vögel weg. Da sind dann erhobene Zahlen einem kausalen Zusammenhang zuzuordnen. Wenn es im Wattenmeer keine Würmer oder andere Nahrung mehr gibt und kein alternatives Nahrungsangebot entsteht, dann werden auch Vögel wegbleiben, das kann man wohl theroretisch vorhersagen.
Wird aber schon schwer, da das alles nur theoretisch ist. In der Praxis beobachtet man mitunter auch, dass Vogelpopulationen, die sich spezifisch von einer bestimmten Nahrung ernähren mitunter in einem Gebiet auch zunehmen, obwohl das Nahrungsangebot der für diese Gattung wesentlichen Nahrungsquelle abnimmt.

Ökosysteme sind eben komplex.

Über das "Aufschrecken" oder "ungestörte" rasten gibt es nur Spekulation.

Das Nationalparkamt schreibt auf seiner Webseite:
"Bei der Ankunft im Brutgebiet müssen die Tiere auch noch fit genug sein, einen Brutplatz zu suchen und zu verteidigen, sich zu verpaaren, Eier zu legen und schließlich erfolgreich Junge großziehen zu können. Da liegt es auf der Hand, dass jegliche Störung im Rastgebiet Wattenmeer im wahrsten Sinne des Wortes weitreichende Folgen haben kann. "

Das bringt die Sache eigentlich ganz gut zum Ausdruck. Es gibt keinerlei "Wissen" über solche Zusammenhänge. Wissenschaftliche Arbeit wird durch das Argument

"es liegt auf der Hand"

ersetzt.

Nach dem Argument "es liegt für die Allgemeinheit ersichtlich auf der Hand", kann man aber im wesentlichen nur eine Hexenverbrennung rechtfertigen.

Klar ist, Wenn man Vögel aufschreckt, dann stört man sie.

Die Schlussfolgerung, dass diese Störungen einen Einfluss auf die Polulation oder das Wohl der Tiere haben ist allerdings vergleichbar mit Feststellung, dass Wahrsagerinnen die Welt erklären können. Die Tiere stört auch, wenn die Sonne untergeht oder die Flut kommt.

Man könnte, der Natur Räume lassen wo man sie so weit möglich völlig von "menschgemachten" Störungen frei zu halten. Dazu sollte man aber Zonen bzw Reservate haben, in denen jede menschliche Nutzung und Störung vermieden wird. Das funktioniert aber auch nicht wirklich, da Ökosysteme sich nicht räumlich isolieren lassen und grundsätzlich örtlich beschränkte Phänomene mit überregionalen Einflüssen in Zusammenhang stehen.

Es macht schon keinen Sinn, bestimmte Populationen von Zugvögeln im Nationalpark "gleich" halten zu wollen, da das Verhalten und Vorkommen dieser Vögel von überregionalen Aspekten bestimmt wird, die nicht kontrolliert oder beeinflusst werden können. Wenn im Zielgebiet der Vögel die Nahrung knapp wird oder im Ursprungsgebiet die das Nahrungsangebot zunimmt oder klimatische Veränderungen auf das Verhalten einwirken kann man im Nationalpark Kopfstände machen wie man will, Reservate und Zonen einrichten oder Nahrung auf dem Boden ausschütten. Das interessiert die Vögel nicht.

Ob nun Kiter stören, Hund stören, oder Voegelbobachtungsstationen stören.. kann ja alles sein.. Staus auf den Autobahnen stören auch den Verkehr.. deswegen sterben die Verkehrsteilnehmer nicht aus und deswegen nimmt auch nicht der Verkehr ab..... ganz entgegen der "vorhersage".. denn man ging ja davon aus, dass sich die Verkehrsteilnehmer mehr Bus und Bahn zuwenden, wenn man die Strassen einfach dicht macht.

Der Mensch kann ja nicht einmal seine eigene Population und sein Verhalten sinnvoll oder zielgerichtet steuern. Dass die Überbevölkerung ein Problem wird (für die Menschen selbst und für die Tiere auf der Erde), wusste man bereits vor 40 Jahren ganz genau. Und?
Wenn man die Vögel retten will, muss man eben diejenigen Menschen abschliessen oder in Fallen fangen, die die Vögel abschiessen oder in Fallen fangen.

Das zugrundeliegende Problem ist ein gestörtes Verhalten des Menschen. Der Mensch weiss ganz genau, dass seine Existenz und seine Vermehrung die Tiere und ihn selbst bedroht. Ein "Kitesurfverbot" aus "Naturschutzgründen" ist doch nur Ausdruck eines völlig irrationalen Selbstbetrugs. Die Vorstellung, damit könne man den Tieren auch nur im geringsten irgend etwas gutes tun ist allenfalls niedlich-naiv.

Vergleichbar verhält sich der Mensch im Bereich des "naturschutzes" weitgehend naiv bis gestört. Es gibt Leute, die wollen den Schadstoffausstoss von Autos senken oder Elektroautos fahren, um die Natur und ihre Gesundheit zu retten. Dass sie den Schadstoffausstoss um die Hälfte senken könnten, wenn sie entweder nur noch die Hälfte durch die Gegend gurken oder nur halb so grosse SUV fahren würden, darauf kommt man gar nicht... denn es geht ja nicht darum, etwas an den Ursachen zu ändern oder die Umwelt tatsächlich zu retten.. es geht darum, ein reines Gewissen zu haben ohne sich einschränken zu müssen.

Bestes Beispiel sind doch die Elektroautos.. die sollen die gleiche Reichweite bringen, genau so dick und schwer sein, genauso schnell etc... man will auf nichts verzichten, aber mal eben die Umwelt retten..

Auf Kitesurfer kann man verzichten, die bringen kaum Arbeitsplätze oder sonst irgend etwas wichtiges.

Und wie könnte man den Vögeln helfen?.. ein paar mehr Salzwiesen ?

Diercke Weltaltlas:
"Nach der Sturmflutkatastrophe von 1962 wurden neue Strategien zur Küstensicherung entworfen, darunter eine Erhöhung der Deiche und ein sehr viel lang gestreckteres Deichprofil. Als eine wirtschaftlich besonders effektive Methode galt vor allem die Küstenbegradigung, weil sich dadurch die Länge der zu erbauenden und zu beaufsichtigenden Deichstrecken verringerte. Zugleich glaubte man, durch Vordeichung von Buchten, Einfassung von Inseln und/oder Halligen, neue Landwirtschaftsflächen gewinnen und die Erosion in Prielsystemen unterbinden zu können. Die Vorlandeindeichung entlang der schleswig-holsteinischen Westküste führte zu einem Verlust von etwa 32 Prozent des Vorlandes (5700 Hektar). Eine ähnliche Größenordnung besaßen die Maßnahmen entlang der dänischen Wattenmeerküste.
Eine negative Folge der Vorlandeindeichung mit ihrem Vorschub der Deichlinie war, dass der Salzwiesenbestand und damit der produktivste Bereich dieses Ökosystems vernichtet wurde. Auch für die Vogelwelt haben die Küstenschutzmaßnahmen schwerwiegende Folgen: Der Vogelbestand ging innerhalb von rund zehn Jahren um die Hälfte zurück. Auch die Ausweisung von größeren Schutzzonen im Nationalpark "Schleswig- Holsteinisches Wattenmeer" hat diesen Rückgang nicht verhindern können. "

Heisst übersetzt.... innerhalb von 10 Jahren ging nach der Voralndeindeichung der Vogelbestand um die Hälfte zurück. Auch das Drachensteigenlassenverbot und das Aufstellen von Schildern, dass hier jetzt bitte die verbliebene Natur geschützt werden soll, konnten die Auswirkungen des Rückgangs dieser Lebensräume leider nicht kompensieren.

Das liegt zwar nicht auf der Hand, aber das steht im Weltatlas.. also dass die Ausweisung von Naturschutzzonen leider keinen Effekt hatte und hat...

ist also mehr oder weniger eine der wenigen nachweisbaren gesicherten Erkenntnisse in dem Zusammenhang:
Das Errichten der Schutzzonen oder des Nationalparks insgsamt hatte und hat keinen nachweisbaren positiven Effekt für die Vogelwelt.. ist ungefähr vergleichbar mit der Bitte um Vergebung in der Kirche und ein bisschen Beten zur Wiedergutmachung.

Die Hypothese..."wenn man den Nationalpark nicht errichtet hätte, dann wäre die Welt untergegangen.. so ist wenigstens das verhindert worden" ist halt nicht überprüfbar..Glaubensfragen..

Genau darum gehts hier im Ende aber.. wenn das Kitesurfen zoniert ist, ist das so oder so, nicht nachweisbar, ein Erfolg der Umweltschützer. Denn... wenn man die Zonen nicht errichtet hätte, wäre die Bestände ja noch mehr zurückgegangen... so sind sie dann am Ende nur ein bisschen zurückgegangen.. natürlich auch wegen der Kiter..
Man kann einen Glauben weder widerlegen, noch belegen..


Geändert von switch (21.09.2017 um 10:17 Uhr)
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