Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 08.05.2021, 07:05   #40
fireball412
Benutzer
 
Registriert seit: 11/2016
Ort: Rutesheim
Beiträge: 262
Standard Pansh Genesis 4m2 2020

Nach einer eigenen schlechten Erfahrung mit einem Pansh Aurora3 mit Jacko-Mixer-Mod in 15m² und zahlreichen abenteuerlichen Beobachtungen von Pansh Kites anderer war ich mit dem Thema eigentlich durch. Dieser Thread hat mich aber noch mal motiviert einen kleinen Pansh Genesis 4m² auf Asphalt zu testen:
https://oaseforum.de/showthread.php?t=180018

Die Version 2021 soll eine neue Waage haben. Ich habe aber auf die schnelle ein 2020er Modell erstanden. Die Videos vom Vorbesitzer haben gezeigt, dass der Kite grundsätzlich flugfähig ist. Also habe ich es gewagt.

Generell fahre ich einen Born Longstar2 in 5,5m² auf Asphalt. Diesen hatte ich hier beschrieben:
https://oaseforum.de/showthread.php?t=171386

Für Wind deutlich über 15kn fehlt mir ein kleinerer Kite. Dazu hatte ich vor kurzem einen Longstar3 in 3,5m² zum Test. Der Bericht dazu ist hier. Einen besseren Starkwind-Asphalt-Kite bin ich bisher nicht geflogen:
https://www.drachenforum.net/index.p...99#post1453099

Nun aber zum Pansh.

Bedingungen:
- Belag: Asphalt
- anfänglich trocken nach einem starken Schauer extrem nass
- Temperatur ~8°C
- Fahrergewicht: 72kg plus Ausrüstung
- Wind: anfänglich ca. 8kn mit Böen und Löchern (Windmaster 2), zum Einsatz des Regens deutlich mehr. Ich schätze ca. 12-15kn (nicht noch mal gemessen)

Erster Eindruck
Der Genesis wird in einem sehr kleinen Beutel geliefert. Eine Bar passt auf keinen Fall mit rein. Der Kite macht optisch einen guten Eindruck. Der Aufbau ist dem von anderen closed-cell-Kites recht ähnlich. Es gibt im inneren mehrere Bänder. Das Tuch wirkt nicht anders als das von anderen Kites (von Spezialtüchern von Flysurfer abgesehen). Die Verarbeitung ist aber mit einem Flysurfer, Born oder Gin nicht zu vergleichen. Die Vernähung an den Waageleinen sind an vielen Stellen ausgefranst und an den Einlässen stehen auch überall Flusen ab, teilweise abgeflammt. An den Einlässen wird das Material an der Naht auch offensichtlich gut belastet. In Summe ist das für mich aber OK. Das lasse ich bei dem Preis durchgehen.

Es gibt zwei Einlässe an der Nase, zwei Reißverschlüsse in der Nähe der Tipps, eine magnetisch geschlossene Öffnung in der Mitte der Schleppkante und zwei Öffnungen mit Klettverschluss an den Tipps. Die Reißverschlüsse wirken ziemlich filigran. Die lasse ich lieber zu. Da ich den Kite falte und von den Tipps ausgehend einrolle, erwarte ich mir so wie so nicht viel Wirkung. Die mittige Öffnung ist beim Zusammenrollen leider unbrauchbar, da der magnetische Verschluss nicht ohne weiteres offen gehalten werden kann. Man müsste wohl etwas einlegen. So dauert das Einrollen etwas. Das spricht zumindest für die Dichtheit des Tuchs.

Die Konstruktion der Waage wirkt auf mich auch “normal”. An den Steuerleinen hat der Kite Knoten und an den Frontleinen zwei Knoten bzw. eine Schlaufe. Damit dürfte die Verwendung von nahezu jeder Bar möglich sein. Bei einer Bar mit gleich langen Leinen sollte man den inneren Knoten der Frontleinen verwenden, sonst ist der back-stall sehr ausgeprägt bei voller Power.

Startverhalten / Landen / Wiederstarten
Das Startverhalten ist unproblematisch. Ich habe mir mit dem Vorfüllen keine Mühe gegeben. Durch Halten der Steuerleinen ist der Kite gut auf dem Boden zu halten. Die Kappe richtet sich selbstständig aus und der Kite füllt sich. Wenn man mit zu wenig Füllung und zu starker Depower startet, kann die Kappe nach vorne einklappen. Das ist durch eine kurze Rückwärtslandung aber wieder aufzuheben. Landen geht via back-stall sehr gut. Rückwärtsstart ist auch möglich - nicht bei sehr wenig Wind, aber bei der Größe angemessenem Wind.

Flugverhalten
Ich habe für den Test eine 50er Bar mit sehr weitem Depowerweg verwendet (ohne Adjuster), Leinen in V-Konfiguration und ca. 17-19m Länge (messe ich irgendwann mal nach). Anfänglich war der Wind mit 8kn und den Löchern ziemlich schwach. Es ist vollkommen klar, im unteren Windbereich ist ein 5-6er Single-Skin durch nichts zu ersetzen. Der Genesis fliegt bei dem Wind, aber an Fahren ist nicht zu denken. Bei dem geringen Wind wird eine Eigenschaft deutlich, die ich so bisher noch nicht erlebt habe. Bei voller Depower (Bar sehr weit vorne, kaum noch zu fassen) fliegt der Kite ziemlich schnell. Das Lenkverhalten ist dann sehr eingeschränkt bis nicht mehr vorhanden. Gepowert setzt der Kite die Fahrt abprubt in Zug um und bremst sehr stark ab. Das Lenkverhalten ist dabei dann ungefähr halb so schnell wie bei einem Longstar2 in 5,5m². Das ist schon viel langsamer, aber der Longstar dreht ziemlich schnell und fast auf der Stelle. Was mich völlig überrascht hat, ist die Beobachtung, dass gefühlt 30cm vom Depowerweg für gar nichts zu gebrauchen sind. In einem weiten mittleren Bereich ist der Kite weder schnell noch zieht er. An einen dosierten Kraftabruf ist dabei nicht zu denken. Nach ca. 45 Minuten habe ich aufgegeben und bin wieder Longstar geflogen.

Nach einiger Zeit zog ein Wetter auf mit Wind um die 15kn und zunehmendem Regen. Bei mehr Wind fliegt der Genesis erwartungsgemäß viel besser. Die Depower-Wirkung ist gut bis sehr gut. Man kann voll durch die Power-Zone fliegen ohne merklich gegenhalten zu müssen. Bei diesem Wind ist auch bei mittlerer Barstellung eine dosierbare Zugwirkung feststellbar. Das Fahren geht dann mühelos. Es bleibt aber der Eindruck, dass die Linearität gestört ist. Eine auf Asphalt gefährliche Böen-Anfälligkeit konnte ich nicht feststellen. Die Drehgeschwindigkeit ist auch bei mehr Wind vergleichsweise langsam. Ungewollten Lift konnte ich nicht feststellen, gewollten Lift rufe ich mit dem Longboard nicht ab. Nach 20 Minuten war der Starkregen und dann auch der Wind wieder vorbei.

vorläufiges Fazit:
Der Genesis in 4m² Modell 2020 ist erwartungsgemäß auch beim Asphalteinsatz kein Leichtwindkite. Für Wind über 10kn sehe ich positive Tendenzen. Der Preis ist extrem niedrig und dafür bekommt man einiges. Probieren kann man es durchaus mal. Vielleicht ist auch der Foil-Einsatz mit kurzen Leinen bei 20kn+ ein interessantes Anwendungsfeld. Welchen Unterschied die 2021 Waage macht, kann ich dem Internet nicht entnehmen. Ein Longstar3 in 3,5m² ist (auf Land) aber sicherlich in allen Punkten besser.
fireball412 ist offline   Mit Zitat antworten