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Alt 24.04.2008, 21:02   #1
niko
Frei Zeit Keiter :o)
 
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Standard Core Riot Testbericht

CORE RIOT 12 - 9 - 7 Testbericht

Am ersten Mai konnten wir in Renesse am Browersdam die neuen Core Riots von Hiss Tec Fehmarn, besser bekannt als Carved, testen.



Über meine Person, für die Einstufung des Berichts: Ich kite seit 6 Jahren, fliege am liebsten direkte C Kites. Gewicht 89 kg. An Bow Kites habe ich zuletzt geflogen: Best Waroo 2006, North Rebel 2006, Naish Shockwave 2007, GK Sonic 2007, Cabrinha Crossbow und Switchblade 2006, Switchblade 2007. Um Gerüchten vorzubeugen: Mein Material kaufe ich mir selbst. Preise sehe ich beim Materialkauf persönlich und als Verhandlungssache. Ich schreibe aber gerne über Material, das mir gut gefällt.



Ausstattung und Verarbeitung des Kites

Der Riot hat eine konkave Fronttube und gerade Abströmkante. Die Enden der Fronttube sind abgerundet. Damit fällt der Riot unter die klassischen Flat Bow Kites mit Bridlekonzept.

Der Riot ist Carved typisch verarbeitet. Das Design ist auffällig in rot, weiss, gelb und schwarz. Er trägt verschiedenen Schriftzüge und wirkt dadurch aufwendiger, als so manche aktuelle Designs.

Die Tubes wirken unverwüstbar und hochwertig verarbeitet – bei den Nähten findet das Carved eigene Nahtkonzept Anwendung, bei denen das Dakron erst eingeschlagen und überlappt wird, bevor es vernäht wird. Das Vefahren ist in der Produktion aufwendiger, aber es können keine Perforierungen entstehen, was die Nähte stabil und haltbar macht.
Das Tuch sieht haltbar aus und macht einen guten Eindruck. Hier wird ebenfalls die Erfahrung aus Unit und Fireball eingeflossen sein.

Die Bridles sind wie üblich an mehreren Stellen am Kite angeknüpft um das Profil stabil zu halten. Am Kite befinden sich jeweils 2 Pulleys an jedem Tipp, an der Bar keine. Die Steuerleinen der Bar laufen direkt zum Backline-Anknüpfpunkt des Kites. Von der Backline läuft ca 1 m vor dem Kite eine Hilfsleine zu einem Pulley, er direkt am Kite befestigt ist und von da aus trifft sie die Powerlines etwa 1 m vor dem Kite Die Powerlines geht kurz vor dem Kite in das 2. Pulley über, über das das Bridlesystem aktiviert wird.

Der Riot ist zusätzlich zum Bridlesystem mit einer 5. Leine ausgestattet, was Ihn zu einem echten full Depower Kite macht. Der Fahrer bekommt dadurch die Möglichkeit, komplett auszulösen. Der Kite hängt dann Drucklos an der 5. Leine.

Der Core Riot ist mit dem Carved Kites typischen one Pump ausgestattet (Tubeventile sind an die Fronttube angeschlossen), welches ja nunmehr auch seit 2 Saisons erfolgreich eingesetzt wird, nicht mehr wegzudenken ist und mit Sicherheit ausgereift uns fehlerfrei ist.

Die Leinen sind in zwei Farben und Cook Proof Anknüpfpunkten ausgestattet. Liest man die beiliegende Anleitung, sollten Anleinfehler ausgeschlossen werden können.


Verarbeitung der Bar

Die Bar verfügt über einen Pull Pull Adjuster. Der Depowerweg ist für den Bow erforderlich sehr lang – die Strapenden sind mit einem Klettband immer in Reichweite fixiert. Die Riot Bar hebt sich durch den extra langen Depowerweg von der handelsüblichen oder z.B. der normalen Carved Bar ab: Man kommt aber immer an den Adjuster dran, der sich leicht bedienen lässt. Die Bar ist eine Vario Bar – man kann wahlweise die inneren oder äußeren Anknüpfpunkte wählen. Aus der 57er Bar wird binnen 30 Sekunden eine 46er Bar. Ohne großen Aufwand und Mühe. Die Anknüpfpunkte der Kites sind aufeinander abgestimmt: die Core Riots aller Größen lassen sich alle mit einer Bar fliegen – das Geld für eine zweite Bar kann man sparen.
Die 5. Leine wird durch die Mitte in den Chickenloop geführt, wo die Safety eingehängt wird. Die 5. Leine ist einstellbar, was ein dosiertes starten des Kites zulässt.
Die Bar verfügt über den Carved Swivel – in Kombination mit dem 3 fach ausgelegten Depower Strap lassen sich Verdrehungen, die nach einer Rotation und ausdrehen der Bar entstehen, ganz einfach durch heranziehen der Bar zum Chickenloop beseitigen.
Der Auslösemechanismus ist leichtgängig und funktioniert auch im Falle von Sandverschmutzungen.
Einen Microhook hat die Bar nicht – der Riot arbeitet viel über den Depowerweg und hat so geringe Barhalte und Lenkkräfte, so daß ein Microhook auch nicht benötigt wird.


Flugeigenschaften des Kites

Bei leichtem Wind bis 12 Knoten hält der 12er Riot mit 16er und 20er C Kites, sowie mit 14er und 16er Bow Kites mit. Voraussetzung ist natürlich ein großes Board.
Bei auffrischendem Wind hält der 12er Riot ebenso mit 9er und 10er Bows mit. Über den Adjuster kann man dem Kite soviel Depower spendieren, dass andere schon lange Ihren 11er gegen den 9er getauscht haben.
Der 9er Riot geht genauso früh wie 12er Bows (oder vergleichsweise 11er Switchblade, den ich zum gleichen Zeitpunkt geflogen habe).
Mangels Starkwind bzw. weil der 9er auch bei mittleren 6 Windstärken traumhaft locker läuft, haben wir den 7er nicht testen können.

Die Range der Kites ist unglaublich. Die Riots gehen sehr früh los (der 15er ist wohl für sehr schwere Fahrer gedacht) und lassen sich unglaublich lange halten. Dabei vermitteln sie immer ein stabiles, direktes Gefühl und liegen auch bei Böen im Windfenster wie festgenagelt (wo andere Bows schon schlapp machen oder mangels Wind stallen…). Eine absolute Empfehlung für Anfänger und Aufsteige: Man sollte dem Kite einen Fachbegriff spendieren: AAS: Auto Adjustment System: der Kiter braucht gar nichts mehr zu machen, der Kite stellt seine Power wie von alleine ein und nimmt sich etwas vom Depowerweg über die Bar, oder gibt sie wieder zurück. Das ganze funktioniert automatisch und mit geringen Lenk und Barhaltekräften.

Die Flugeigenschaften eines Bow Kites wird gundsätzlich durch das Bridlesystem und die Anzahl und Position der eingebauten Pulleys bestimmt.

Bows ohne Bridles haben sehr hohe Lenkkräfte, während Bows mit Pulleys an Kite und Bar zwar geringere Lenkkräfte bei effizienterem Depower aufweisen, aber der direkte Kontakt vom Fahrer zum Kite reduziert wird. Viele Pulleys wirken sich auf das Lenk und Kitegefühl aus, der Fahrer fühlt den Kite dann nicht mehr direkt und kann auch ohne Hingucken nicht sehen, wo der Kite steht:

Die Kombination der Bridles und den Pulleys beim Riot erzeugen das Empfinden, als ob der Depowermechanismus über die Powerlines aktiviert wird. Man löst zwar den Depowerbefehl über ein Stück Barwegschieben aus, umsetzen scheint der Riot das aber über die Powerlines und Pulley, die man nicht spürt - die direkte Verbindung der Steuerleinen an den Kite (ohne Pulleys !) machen das Kite Gefühl immer angenehm und direkt. Der Fahrer weiß auch ohne hinsehen immer, wo der Kite gerade steht. Der Depower arbeitet über einen sehr kurzen Weg und ist äußerst Ergiebig (jede Menge reserve an der Bar). Dadurch kann man den Kite lange und ohne Ermüdung der Arme fahren. Im unteren Windbereich, beim Sinussen, wirken sich die geringen Halte und Lenkkräfte besonders erleichternd aus. Was Barhalte und Lenkkräfte anbetrifft, ist der Riot meiner Meinung nach derzeit Konkurrenzlos.

Ähnlich innovativ arbeitet die Kraftentfaltung des Kites: Bow kite untypisch fliegt der Core Riot sehr konstant und entwickelt in den Kurven seine Kräft eher linear und kalkulierbar.Er liegt immer sehr direkt an der Bar und reagiert immer – fast C Kite typisch - sofort. Fluglinienkorrekturen sind jederzeit und sofort über die Bar möglich und werden von den Pulleys nicht verzögert. Die Kraftentfaltung ist vorhersehbar und kalkulierbar.

Der Lift und die Hangtime des Riot sind sehr gut. So hohe, weite und lange Sprünge habe ich mit C Kites schon lange nicht mehr gemacht. Kiteloops fliegt er gedepowert Bow typisch (Pussy Loops), ausgehakt dann aber kraftvoll und mit genug Versatz nach Lee. Klar, dass der Kiteloop eines Bow Kites voll gedepowert mit "lockerem Tuch" keinen Power produzieren kann, oder ?

Aushaken ist mit dem Kite bei konstantem Wind sehr gut möglich – die 5. Leine mit Safetyleach verhindern dabei perfekt den Kiteverlust, wenn man mal loslassen muss. Der Power lässt sich über den langen Adjuster sehr gut einstellen, so dass man bei konstanten Winden im unhooked Bereich den C – Kite nicht vermissen wird.

Fazit

Der Core Riot definiert das Konstrukt Bow Kite gemäß der Auffassung der Wakestyle Kiter aus Fehmarn neu: die Kombination aus Tuch, Bridles, Pulleys und Bar liefern meines Erachtens nach den derzeit perfektesten und innovativsten Bow Kite, den der Markt hergibt. Der Riot hat mit einem C-Kite nichts zu tun, aber bietet alle Features, um die sich die Bow Kite Hersteller in letzter Zeit gerangelt haben: direkt anzusteuernder, full depower (5. Leine) Bow Kite, kalkulierbar in der Kraftentfaltung mit geringen Halte und Lenkkräften, und der wohl derzeit größten Windrange – auf jeden Fall aller kites, die ich bisher geflogen bin.
Daß das Bow Kite Konzept noch so revolutionierbar ist, hätte ich nicht gedacht. Auf jeden Fall lässt Carved den Bow Kite durch deutliche Verbesserungen in allen Bereichen im Jahr 2007 ankommen. Damit liegt die Meßlatte für die Konkurrenz diesmal sehr hoch.
Tipp: Ein idealer Anfänger Kite, Fortgeschrittenen Kite und Profi Kite für die Welle - unbedingt ausprobieren – die Konkurrenz kann vor Oktober 2007 bestimmt nicht nach legen!
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