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Alt 12.05.2023, 10:25   #23
sixty6
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Nochmal ein paar allgemeine Aspekte, die man sich ins Bewußtsein rufen sollte.

Derartige Riesen-Kites haben zweifelsfrei ihre Berechtigung und wenn alles passt, dann kann man damit bei 6kn unvergleichliche Gleiträusche auf freier Piste und im glattesten Glattwasser erleben. Die Zahl der Wassertage erhöht sich gerade im Sommer und im Urlaub deutlich, und auch Schwachwind-Familien-Reviere verlieren ihren Schrecken. Zudem ist es auch mal ne super Abwechslung, denn so schön 15kn und 12er Tube auch sind, immer nur das wird auch irgendwann mal langweilig. Insofern ist so ein Zeppelin sicher eine super Ergänzung und man lernt sehr viel. Gerade das Verschieben der Grenzen in den Randbedingungen hat seine Faszination. Das ist in vielen Sportarten so. Daher sind so Sprüche wie "Da geh ich lieber Grillen" oftmals der Tatsache geschuldet, dass die Leute zu wenig Erfahrung damit haben, auch wenn sie bei 20kn die Platzhirschen sind, oder aufgrund vieler Kitetage tatsächlich satt sind, weil sie in einem guten Revier wohnen. Aber das trifft halt nicht auf alle gleichermaßen zu und wer hat das schon?

Bis man aber in den Genuß kommt, bedarf es einiger Zutaten!

Fakt ist generell, dass man aufgrund des avisierten marginalen Wind-Einsatzbereichs immer auch Gefahr läuft, dass der Wind mal ganz weg ist für kurze Zeit, und dann segelt so ein Vogel träge zu Wasser. Ein erfahrener Mattenfahrer und Kiter, weiß das rechtzeitig zu verhindern. Aber das ist kein Automatismus wie bei 15kn!
Einen 10er Tube bei 15-20 knoten zu fliegen kann jeder Depp. Aber bei 4-8kn ist Kiten eine völlig andere Welt. Und an den Grenzen der Physik, fällt ein Kite auch mal runter oder verliert die Leinen Spannung am Windfensterrand wenn die 6kn mal auf 3 Kn runterfallen.
Das erweckt bei Außenstehenden leicht den Eindruck, als würde das System nicht gut funktionieren, aber sie vergessen, dass ein Tube in den Bedingungen oftmals garnicht starten würde.

Der Unterschied/Mehraufwand, um bei 7 knoten gegenüber 9 knoten ins Fahren zu kommen ist immens! Der Mehraufwand, um bei 15kn im Vergl. zu 17kn loszukommen ist ziemlich klein, obwohl es sich in beiden Fällen nur um 2kn Differenz handelt.

Was den 21er Lotus betrifft - ein schöner kite. Allerdings hatten wir ja auch gesagt, 18er Speed5 ist da deutlich robuster und er dreht etwas besser, was die kleinere Fläche fast kompensiert. Wenn ich auf den Speed gegangen wäre, bei den vorhandenen Rahmenbedingungen (Fahrergewicht, Fahrkönnen, Einsatzbereich, Revier), dann wäre es sicher ein 18er Speed5 gewesen. Der dreht etwas besser und fliegt schneller wegen des etwas dünneren Profils und weniger AR. Und die 300€ Mehrausgabe hätten sich meiner Meinung nach sehr gelohnt. Aber 21er Speed4 is schon auch ok.

Dann mal viel Spaß mit dem Teil. Würde empfehlen erstmal bei 2-3knoten auf die Wiese gehen und schön üben, dann hat man den Dreh schnell raus und es ist ein Hochgenuss, mit so einem Flügel bei 3-4kn gegen den Wind zu rennen und dann abzuheben wie mit nem Gleitschirm, macht mega !!! Spaß auch abseits des Wassers.

Sehr wichtig!: Den Kite nicht durch Barziehen abwürgen. Bei 15Kn kann man ohne Sinn und Verstand an der Bar zerren bis zum Anschlag, das macht dem Kite nix und er entwickelt mehr Dampf. Bei unter 8kn kn aber bremst der Kite durch länger anhaltendes Anpowern stark ab und verliert dann massiv an Leistung und kann sogar backstallen. D.h. darauf achten, den Kite durch gezieltes kurzzeitiges depowern, speziell im untersten Grenzbereich beim Aufwärts-Fliegen, immer wieder zu beschleungigen! Matten, speziell FS Matten, beschleunigen stark durch Depowern. Dadurch lassen sich spürbare Leistungssteigerungen erzielen und der Windbereich um 1-2kn runterdrücken. Aber das muss man erstmal lernen und ins Gefühl bekommen.
Geht wiegesagt super auf der Wiese.

Good luck!


Geändert von sixty6 (12.05.2023 um 10:48 Uhr)
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