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Alt 05.12.2019, 13:19   #41
Rainer Kauper
KAUPER XT
 
Registriert seit: 04/2003
Beiträge: 2.383
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Ich schaue mir den Thread hier schon seit der Erstellung an und verfolge seine Entwicklung, weil ich ja mit meiner Pintxo Bar ein System ohne Chickenloop anbiete. Daher möchte ich auch ganz gerne zu einigen Punkten Stellung nehmen.

Es ist schon interessant zu lesen, wie offen auf der einen Seite und wie verschlossen auf der anderen Seite einige Kiter so sind. Den gleichen Thread gibt es im kiteforum.com schon seit 2014 und er hat mittlerweile 856 Postings bei mehr als 150.000 Views !!! Da ist man neuen Lösungen gegenüber irgendwie viel offener, jedenfalls diejenigen Personen, die aktiv im Forum schreiben. Da werden auch sofort die Vorteile für das Kitesurfen erkannt, wenn man keinen Chickenloop mehr hat. Klar bietet so ein Chickenloop für einige Situationen, wie z.B. Unhooked-Kiten, oder der Kite-Tausch mit dem Kumpel, auch einen Vorteil. Aber wie oft macht man das selbst?

Mir ist es z.B. viel wichtiger, dass ich ein sehr kurzes Setup habe, um den nutzbaren Depowerweg möglichst lang zu haben, denn irgendwann sind die Arme einfach zu Ende und ich komme nicht mehr an die Bar heran, geschweige denn an den Adjuster. Wir haben mittlerweile so viele Anfragen von Kunden, die Probleme haben beim Kiten den Adjuster an den Frontleinen zu erreichen. Die besorgen sich unsere Bar und rufen danach an, wie wunderbar das funktioniert. Aber wenn man der Meinung ist, dass dies nicht funktioniert, weil man mühsam eine einzelne Leine suchen muss, liegt das vielleicht auch daran, dass man es selbst noch nicht probiert hat…

Dieser größere nutzbare Depowerweg wird immer wieder sehr positiv von unseren Kunden erwähnt, die mit der Pintxo Bar auch ihre Kites von anderen Marken fliegen und sich jetzt viel sicherer fühlen. Einige denken ja auch hier, dass irgendwann die Steuerleinen durchhängen und der Zug im Kite eh nicht weniger würde, wenn man die Bar noch weiter nachgeben könnte. Das stimmt auch für einige Kites, aber bei anderen Kites wiederum erweitert sich der nutzbare Windbereich nach oben hin doch noch mal ein Stück. Das gilt ganz besonders für sehr böige Reviere, wie sie oft an Binnengewässern, oder bei Offshore Wind auch an der Küste vorkommen. Das macht dann oft den Unterschied aus, ob man vom Board, oder Foil gezogen wird, oder ob man entspannt weiter kitet, wenn die Über-Bö auf den Kite trifft. Auch wenn der Wind rasch von 20kn auf 30kn zunimmt, hat man dann viel weniger Stress, den Kite beim Landen noch unter Kontrolle zu halten. Ein paar Maße belegen, was ich sagen möchte. So ein Chickenloop mit Quickrelease plus Wirbel darüber misst gerne in Summe so um die 25 cm, oder sogar noch mehr. Die meisten Bars mit Chickenloop haben einen Depowerweg von etwa 45 cm gemessen von Oberkante Quickrelease bis zum Stopperball unterhalb vom Adjuster. Alles zusammen also rund 70 cm. Damit kommen viele Kiter gerade so noch an den Adjuster heran. Bei der Pintxo Bar haben wir 14 cm Quickrelease inkl. Wichard und etwa 60 cm Depowerweg. Alles zusammen etwa 74 cm. Die Pintxo Bar ist zwar 4 cm weiter weg vom Trapez, wenn sie ganz oben am Stopperball anliegt, hat dafür aber 15 cm mehr Depowerweg. Darauf möchte ich und viele unserer Kunden nicht verzichten. Außerdem kommt man immer an den Adjuster heran, weil er in die Bar integriert ist. Generell würde ich auch den Adjuster nicht als Teil der Safety an einer Bar betrachten, weil es einfach in der Panik bei der Über-Bö viel schneller geht, die Bar nach oben gehen zu lassen, um den Kite drucklos zu stellen, was aber auch wiederum einen großen Depowerweg erfordert. Ich sehe daher eine Bar mit einem großen Depowerweg als sicherer an, als in Panik nach einem Adjuster zu greifen, egal wo er ist und wie er ausgeführt ist.

Ob man nun der Meinung ist, dass eine Carbon Bar häufiger bricht, als eine aus Alu, hängt auch davon ab, welche Bar man in den Händen hält. Es gibt so viele Carbon Bars, die handlaminiert sind, wo ich selbst nicht mit aufs Wasser gehen würde. Es gibt auch viele Carbonrohre zu kaufen, womit man sich eine Bar selbst basteln kann. Meistens sind die Rohre sogar gar nicht schlecht, aber das Loch in der Mitte zur Durchführung des Depowertampens ist oft viel zu groß gemacht, weswegen das Rohr viel zu sehr geschwächt wird und genau dort bricht. Das kann man ganz gut in dem Thread im kiteforum.com nachlesen. Da gibt es viele Bilder von Eigenbauten.

Unsere Kunden sind übrigens auch ganz happy mit der Verbindung vom Wichard mittels Tampen an den Trapezhaken. Oft sind die einfachsten Lösungen mit die besten, auch wenn sie manchmal auf den ersten Blick nach einer Bastellösung ausschauen. Nicht umsonst hat so ein „Softschäkel“ bei den Renn-Segel-Yachten den normalen Schäkel nahezu ganz verdrängt, weil der „Softschäkel" viel leichter, 100% rostfrei, wartungsfrei und unkomplizierter in der Handhabung ist.

Ich komme ja vom Regatta-Segeln, über das Windsurfen zum Kiten, mit Abstechern zum Gleitschirmfliegen. Diese Sportarten haben alle eigene Entwicklungen in der Technik, welche man nicht immer 1:1 auf die andere Sportart übertragen kann. Sich aber bei der Entwicklung neuer Produkte nur rein auf das Kiten zu beziehen, wäre mir selbst zu eingeschränkt. Mir geht es nicht darum etwas anders zu machen, nur um damit aufzufallen, sondern ich möchte meine Kites und Bars gerne besser machen und suche mir daher schon einige techn. Lösungen aus, die in der anderen Sportart erprobt sind und dort top funktionieren. Die verwende ich dann sehr gerne in meinem Barsetup, oder bei meinen Kites. Die daraus gewonnenen Vorteile gelten natürlich nicht für jeden Kiter und ich werde mich hüten mein System für jeden anzupreisen. Es gibt jedoch eine erhebliche Anzahl an Kitern, die neben mir selbst auch keinen Chickenloop mehr mögen und ihr Setup schon geändert haben, oder dies noch machen möchten. Für alle anderen Kiter gibt es ja genug Auswahl an Bars mit Chickenloop, von denen auch viele sehr gut funktionieren. Welches System man nun für seinen eigenen Anwendungsbereich auswählt, muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich habe mich für ein Barsystem ohne Chickenloop und Backlinetrimm entschieden und bin sehr zufrieden damit. Ein eigener Test würde sicher so manchen hier überraschen…

Ich möchte hier auch niemanden persönlich angreifen, oder an die Wand stellen. Ich respektiere das auch voll und ganz, wenn jemand mit seinem eigenen Barsystem total zufrieden ist. Es war mir nur wichtig einige Punkte auch mal aus einer anderen Sichtweise darzustellen.

Hier noch der direkte Link zum Thread im kiteforum.com


Ciao

Rainer Kauper
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