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Alt 29.08.2005, 15:35   #1
Detlef
Senior Traveller
 
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Standard Test in Cabarete: Cabrinha Crossbow 12 m²

Nun kann auch ich zu diesem heiß diskutierten Thema etwas beitragen:

Wir sind gerade aus Cabarete zurückgekehrt und bei einigen Kite-Ausflügen vom Bozo Beach zum Kite-Beach habe ich die Worldcup-Fahrer Susi Mai (fährt in diesem Jahr für Cabrinha), Jose Luis (sucht z. Zt. einen Sponsor) und Luciano (Takoon) getroffen. Susi bot mir an den neuen Crossbow in 12 m² zu testen, und das habe ich an einem Tag für ca. 3 Stunden gerne angenommen.

Um es gleich vorweg zu nehmen: Für Contest-Fahrer (Wakestyle, Unhooked) ist dieser Schirm weniger gut geeignet (indirekte Steuerung, zuviel Power). Susi wird im Worldcup eher den neuen CO2 einsetzen. Aber für den (eingehakten) Otto Normal-Kiter und für die Welle ist der Crossbow eine wirklich interessante Alternative.

Das Auffälligste ist das enorme Depower-Vermögen. Wie beim Regatta-Segeln kann man den Kite dicht nehmen und auffieren, um z.B. Böen auszugleichen, Wellen abzureiten und ein Optimum an Höhe und Geschwindigkeit zum Aufkreuzen zu erzielen. Der Depower-Weg ist so lang, dass der Adjuster nur über zwei versteifte Verlängerungsleinen (Power und Depower) zu erreichen ist. Bei auffrischendem Wind habe ich ihn etwas angezogen, um den gleichen Abstand vom Körper zur Bar zu erhalten. Unbedingt notwendig ist der Adjuster beim Crossbow wegen des großen Depower-Weges jedoch nicht.

Beim Springen waren für mich Lift und Hangtime auf Hochleister-Niveau (mein Vergleich: Naish X4-14 m²). Man muss natürlich die Bar voll anziehen, sobald man sie etwas auffiert, geht es schnell wieder nach unten. Das ist aber wahrscheinlich häufig sogar lebensnotwendig, um nicht zu weit in der Luft (gegen Hindernisse) zu segeln. Das Depower-Vermögen ist ein großes Plus an Sicherheit. So kann man (z.B. bei Loops) den Kite aufgefiert durch die Powerzone jagen und am Windfenster-Rand wieder dicht nehmen, um dann kräftig Höhe zu fahren. Beim Ausdrehen der Leinen sollte man jedoch die Bar festhalten, um nicht kurzfristig stehen zu bleiben.

Das Einzige woran ich mich gewöhnen musste, war das indirekte Lenkverhalten. Bei meinen Naish-Kites habe ich ebenfalls höhere Kräfte auf den Steuerleinen, aber dafür kann ich die Kites blind fliegen und weiß immer wo sie stehen. Beim Crossbow musste ich erst nachsehen und war häufig überrascht, dass sich der Kite an einer anderen Stelle befand, als ich an der Bar vermutet habe. Manchmal hatte ich sogar den Eindruck, dass die Mittelachse des Kites leicht zur Flugrichtung geneigt war. So zeigte sie z.B. nach Drehungen noch etwas nach unten, obwohl der Kite schon parallel zur Wasseroberfläche flog. Beim Springen habe ich jedoch das Vorfliegen des Kites am Ende des Sprunges bald durch ein leichtes Surren der Rollen oben an den Steuerleinen spüren können.

Gedroppt habe ich den Kite nicht. Daher kann ich zum Relaunch nichts sagen. Aufgrund der Form sollte der Crossbow (ohne Hinschwimmen oder 5. Leine) jedoch schnell auf den Rücken fallen.

Am folgenden Tag wurde ich mehrfach am Strand zwischen Bozo Beach und Kite Beach von Kitern verschiedenster Nationalität angesprochen, ob ich nicht derjenige sei, der mit dem Crossbow zu sehen war und welche Erfahrungen ich gesammelt habe. Das Interesse an diesem neuen Kite-Design ist allseits groß und man darf gespannt sein, wie andere Firmen (wie z.B. Naish) das Konzept im Vergleich zu Takoon (Nova) und Cabrinha (Crossbow) umsetzen werden. Ich kann mir durchaus vorstellen umzusteigen.

Detlef
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