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Alt 18.01.2023, 23:06   #72
Ratte im Labyrinth
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Zitat:
Zitat von Jan:)! Beitrag anzeigen
Die meisten Arbeits- und Enegergieintensiven Prozesse sind ins Ausland ausgelagert.
Es ist ja nicht nur wie bei dem Beispiel oben.

Auch in dem Hauptexportgut KFZ sind die Prozesse mit hohem CO² Ausstoss im Ausland.
In Deutschland verbleiben mit Vermarktung, Entwicklung und Endmontage die Prozesse, die wenig CO² intensiv sind.
Und die Wertschöpfung bleibt dabei zum grössten Teil in Deutschland.

Ich frage mich, wie du darauf kommst, dass das wenig am Gesamtbild ändern würde?
Auch die deutsche Industrie ist ja keine carbon-light High-tech-Oase, sondern sie hat ebenfalls (noch) einen ordentlichen Anteil grosser, energieintensiver Sektoren mit relativ niedriger Wertschöpfung: Chemie/Kunststoffe, Stahl/Metalle, Ölverarbeitung, Baustoffe/Glas, Papier/Verpackungen – machen ca. 75% des industriellen Energieverbrauchs bei ca. 20% der Bruttowertschöpfung aus. https://www.destatis.de/DE/Themen/Br...-branchen.html

Dies ist ja auch ein Grund dafür, dass D im europäischen Vergleich relativ schlecht dasteht, was CO2-Ausstoss betrifft - neben unserer eigenwilligen Energiepolitik.

Und auch die Automobilbranche lebt, was die Inlandsproduktion betrifft, zu einem guten Teil von derartiger Zulieferung aus dem Inland: Umformteile, Drehteile, Fahrzeugfedern – inklusive Herstellung des verwendeten Stahls, grosse Kunststoffspritzgussteile, Gummiteile/Reifen, etc. werden zu relevanten Teilen hier in D hergestellt. Vieles davon will man ja auch nicht weit transportieren.

Betreffend die Auslandsproduktion deutscher Hersteller ist dein Punkt (Transfer von Wertschöpfung von China nach D ohne hier die CO2-Last zu erhöhen) ganz sicher relevant. Ich denke aber, von der Grössenordnung begrenzt auf ganz grob ca. 10-15% des Umsatzes dieser Unternehmen (Annahme: der gesamte Unternehmensgewinn (EBIT) zuzüglich sämtlicher Kosten für Zentralfunktionen in D wird anteilig auf das Produktionsvolumen im Inland bzw. Ausland umgelegt; die nach D verschobene Wertschöpfung entspricht dann dem auf die Auslandsproduktion entfallenden Anteil davon). Die eigentliche Produktionswertschöpfung verbleibt ja in den Herstellungsländern. Bei hochmargigen Produkten (=> Apple) sähe diese Rechnung natürlich deutlich anders aus.

Letzlich: Deutschland exportiert ja fast so viel nach China, wie es von dort importiert – und auch davon ist vieles nicht gerade CO2-neutral hier produziert worden:
https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Art...erk-china.html

Zitat:
Die deutschen Exporte nach China betrugen 95,9 Milliarden Euro. Deutsche Hauptexportgüter waren vor allem Maschinen, Kfz- und Kfz-Teile, Elektrotechnik und Chemie.

Die deutschen Importe aus China betrugen 2020 116,3 Milliarden Euro
Ich denke, der miese Carbon-Footprint von China gemessen an der Wirtschaftsleistung liegt nur zu einem kleineren Teil darin begründet, dass der Westen seine energieintensive Wertschöpfung dorthin auslagert; dafür reichen schon die 20% Exportanteil im GDP Chinas kaum aus. Wenn man Ursachenforschung betreiben möchte, müsste man m.E. bei dem dortigen monströsen Bau-/Immobiliensektor anfangen zu suchen – grob 30% vom GDP inkl. Zulieferung und sicher weit überdurchschnittlich CO2-intensiv (Zement, Stahl, etc.).
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