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Alt 07.06.2015, 08:01   #1
FunKite
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Beiträge: 3.474
Standard Risiken (er)kennen = Unfälle vermeiden

Ich möchte mal einen Thread anstoßen, um Anfänger auf Gefahren aufmerksam zu machen oder auch vielleicht dem einen oder anderen Aufsteiger noch was nahezubringen. Klar, vieles ist eigentlich eh klar oder man lernt es im Kurs, aber wie man immer wieder sehen kann, ist das halt in der Praxis oft nicht verinnerlicht oder man hat über das Eine oder Andere noch nie nachgedacht. Am See sind die Bedingungen oft schwierig/widrig und von daher erlebt man schon einiges. Ich kommentiere die einzelnen Punkte jetzt mal nicht...

Equipment:

- Alles vermeiden, wo sich was verhängen kann, keine unnötigen Karabiner verwenden (z.B. besser Leashes mit nur auf einer Seite Karabiner), mit Neopren abgedeckte Schnapper für Leashes verwenden etc.

- Von Zeit zu Zeit die Leinenlängen checken (die Backlines bei allen Bars verkürzen sich mit der Zeit, was mehr Power bedeutet. Kann soviel sein, dass man es mit dem Adjuster gerade mal ausgleichen, aber nicht mehr depowern kann! Recken der Leinen bis ca. Pigtaillänge möglich und/oder Knotenleitern verwenden -> SuFu).

- Die Kitegröße entsprechend den anderen Kitern / Gewicht wählen. Ggf. nicht kiten, falls man keinen so kleinen Kite hat.

- Die Leash nur hinten befestigen, wenn man das System vorne auslösen kann (bei Deathloop sonst keine Chance mehr auszulösen!).

- Falls man einen Leinencutter hat, diesen mit einer dünnen Leash sichern, damit er im Pankikfall nicht verloren geht (diese Leash birgt jedoch auch das Risiko, das sich etwas dran verhängen kann).

Allgemeine Überlegungen:

- Nicht bei ablandigem Wind kiten.

- Alleine Kiten birgt erhöhte Risiken.

- Kiten im Winter birgt erhöhte Risiken. Eventuell einen Neopren unter den Trocki anziehen als Sicherheitsreserve.

- Die meisten Unfälle passieren an Land oder im Uferbereich (Hindernisse).

- Auf die Locals hören und diese ggf. auch ansprechen, ob es was zu beachten gibt.

- Distance is your friend. Das gilt an Land aber auch im Wasser.

Starten:

- Beim Starten und Landen immer den Adjuster etwas ziehen, je mehr Wind, desto mehr. Und zwar vor dem Starten bzw. noch im Wasser beim Landen, denn einen zuviel gezogenen Adjuster zu lösen ist viel einfacher und ungefährlicher als einen zuwenig oder nicht gezogenen Adjuster zu ziehen, wenn man zu spät erkennt, dass es nötig ist.
Edit: Nicht bei sehr wenig Wind, da kann ein zuviel gezogener Adjuster dazu führen, das sich der Kite nicht mehr richtig steuern lässt.

- Auslösebereit sein, Auslösen verinnerlichen und auch gelegentlich testen.

- Bei Hindernissen in der Nähe beim Starten (wie häufig am Binnensee) den Kite immer auf der Seite starten, die frei ist, da man meist in diese Richtung rutscht, wenn was schief läuft. Dementsprechend ist es auch besser den Kite zum Wasser hin zu starten und nicht zum Land hin.

- Vor dem Start die Bar checken und v.a. auch den Stopper und den Tampen. Eine Fehlerursache ist, dass der Tampen 1x um die Bar gewickelt ist. Dann funktioniert auch die Safety nicht mehr, weil die Bar nicht mehr hochrutschen kann!

- Vor dem Start einen kurzen Blick auf die Bridles und die Pulleys bzw. auf die Waage werfen, ob es keine Schlaufen oder ähnliches gibt.

- Vor jedem Start die Leinen checken/kämmen und die Frontlines bzw. Safety ausdrehen.

- Vertauschen von Front- und Backline beim Anknüpfen vermeiden: Der Kontrollblick, ob alle Leinen frei zum Kite laufen, reicht nicht, um zu erkennen, ob eine Frontline mit der Backline vertauscht angeknüpft ist, da die Leinen dennoch frei zum Kite laufen. Es ist notwendig, explizit zu schauen, ob die Backlines auch wirklich zum Tip laufen! Wenn der Kite sich zum Starten nicht richtig am WFR positionieren will und seltsam reagiert, ist das ein Zeichen für vertauschte Leinen.

- Achtung beim Umstieg auf kleine Kites (8er/7er oder kleiner). Kleine Kites sind ungewohnt schnell und während eines kurzen Blicks auf die Bar schon durchs Windfenster.

- Den Kite beim Starten nicht zu schnell hochlenken, Gefahr des Rutschens.

- Besteht das Risiko, ins Rutschen zu kommen (bspw. nasse Wiese) ggf. einen anderen Kiter bitten, einen beim Start am Trapez festzuhalten.

- Niemals hinten den Trapezgriff irgendwo festbinden, z.B. um nicht wegzurutschen. Die Kräfte können extrem groß werden, wenn man nicht aus kann.

- Als Starthelfer den Kite erst loslassen, wenn der Kiter den Daumen nach oben zeigt.

- Als Kiter den Daumen erst dann nach oben zeigen, wenn der Kite weder flattert noch offensichtlich zur Fronttube hin drückt.

- Falls ihr den Starthelfer nicht kennt, dieser aber sagt, daß er natürlich einen Kite starten kann, so solltet ihr bei der ersten merkwürdigen Handlungsweise SOFORT den freundlichen Helfer bitten, den Kite wieder hinzulegen.

- Russenstart ist nur was für im Wasser starten oder für absoluten Leichtwind. Bei mehr Wind, wenn man schon alleine Starten muss, gibts bessere Methoden (-> SuFu).

An Land:

- Die Leinen an Land immer aufwickeln (Stolpergefahr für andere).

- An engen Binnenspots darauf achten, sein Zeugs irgendwo am Rand hinzulegen, um keine Stolperfallen zu schaffen oder Stellen, wo sich Leinen verhängen können. Ebenso den Kite nach dem Landen ggf. ein paar Meter auf die Seite tragen.

- Die Bar, wenn man sie einhändig greift (Board in der anderen Hand), mittig nehmen, geringere Gefahr des Verreißens z.B. bei Stolpern.

- An Land den Kite nicht im Zenith fliegen, Gefahr des Liftens.

- Bei Front- oder Backstall an Land sofort auslösen, Gefahr des Mitreißens, wenn sich der Kite wieder fängt.

Im Wasser:

- Am Binnensee mit Bäumen am Ufer Sicherheitsabstand einhalten. Ggf. rausdraggen. Es reicht ein kleiner Ast, an dem eine Leine leicht hängen bleibt, dass sich ein Kite schlagartig in den Baum reindreht.

- Einstieg zügig freimachen und freihalten.

- Am Binnensee ist das Wetter oft schlecht, Regen gehört dazu. Dennoch kommen Fronten mit Starkwind. Wenn sich also eine schwarze Wolkenwand nähert, den Kite schnell landen.

- Noch nicht selbst probiert, wurde letztlich hier geschrieben und hört sich sinnnig an: Bei massiver Überpower (Front), ist es angeblich besser, per Bodydrag diese auszusitzen. Dabei wird man nicht so schnell Richtung Lee gedriftet wie mit Kite im Zenith und kommt nicht so schnell dem Ufer zu nahe.

- Wenn man aus einer Bucht nicht mehr rauskommt wegen zuwenig Wind, kann man mit Bodydrag immer noch Höhe ziehen, während es mit dem Kite schon nicht mehr geht.

- Wenn man schon mit Boardleash oder Rollleash fährt (was an sich schon Risiken birgt, Helm/Weste empfehlenswert), mit dieser nicht springen! Ggf. vorher aushängen.

- Im Stehbereich den Kite nicht im Zenith stehen lassen, da man sehr viel mehr "Luftraum" blockiert, als wenn man den Kite irgendwo auf 45° stehen lässt. Andere kommen gerade bei Leichtwind sonst u.U. nicht vorbei.

- Immer ein Auge nach Upwind haben. Andere Kiter, Segler etc. wissen nicht immer was sie tun. Gerade im Binnenland sieht man so auch fette Böen ggf. rechtzeitig ankommen.

- Vor dem Halsen und Springen immer umschauen, ob jemand hinter Euch fährt. Nicht einfach eine Halse reinhauen und andere zum Turn zwingen, wenn alle anderen den Spot großzügiger ausnutzen (anpassen).

Crash/Auslösen:

- Falls man den Kite auslösen muss, im Augenblick des Auslösens mit der anderen Hand die Safety der Leash greifen. Falls was schiefläuft, muss man diese dann nicht erst suchen.

- Ist der Kite gecrasht oder ausgelöst und nicht mehr startbar und man möchte ihn bergen und ans Ufer schwimmen, ist das wichtigste in absolut jedem Fall, zuerst die Leinen komplett aufzuwickeln. Ggf. erst die Safety oder eine Steuerleine ein paar Meter, dann alle Leinen gemeinsam aufwickeln. Dabei rückwärts vom Kite wegschwimmen, wenn man nicht stehen kann. Beherzigt man das nicht, kann man zu 100% davon ausgehen, dass man sich mit den Füßen komplett und unlösbar in den Leinen verheddert, und zwar so, dass man hinterher stundenlang Leinen sortieren muss. Nicht auszudenken, was dabei passieren kann, wenn der Kite wieder Wind fängt. Das gilt auch, wenn man erst mal in die falsche Richtung gezogen wird.

- Rette zuerst den Kite. Sich im Bodydrag zum Brett zu begeben oder zurück an Land ziehen zu lassen ist viel einfacher, als das schwimmend zu tun - womöglich noch mit angeleintem Kite im Schlepptau.

- Im Fall "Death Loop" durch im Trapez verhängte Bar (kein Auslösen möglich), die weiter entfernte Backline stark einholen, falls vorhanden mit dem OSH. Dadurch wird der Kite in den Backstall gezwungen und stoppt loopen, s. Youtube-Video.

Foil:

An Land: Um zu vermeiden, dass jemand unbeabsichtigt skalpiert wird, das Foil am Besten über die Schulter nehmen, mit den Flügeln nach vorne.

Beim Reingehen: Wenn's etwas Welle hat und unter den Arm klemmen nicht geht, am Besten an der Fuselage halten. Dann ist man sicher vor den Flügeln und das Board hauts einem nicht zum die Ohren.

Beim Fahren: Fußschlaufen statt ganz weit geht auch ganz eng, so dass grad die Zehen reinpassen, habe ich mich sicherer mit gefühlt. Noch sicher fühle ich mich Strapless. Ich empfehle jedem, der hin- und herfahren kann, das mal zu probieren. Geht einfacher als man denkt.

Beim Sturz klein machen und Hände vors Gesicht. Helm ist empfehlenswert. Im Wasser am Besten die Beine nicht groß bewegen, sonst gibt's Schnitte. Schuhe an Anfang empfehlenswert. Kite am Anfang nicht zu klein wählen, für die dauernden Wasserstarts braucht's etwas Druck.

Ist der Kite gecrasht, schnell zum Board kraulen, draufsetzen und erst dann relaunchen. Dann ist das Board erstens nicht weg und kann vor allem nicht in die Leinen treiben...

Hängt das Foil in den Leinen, bei tiefem V Ruhe bewahren und Kite im Zenit halten und ruhig rausoperieren.


Geändert von FunKite (21.11.2020 um 06:44 Uhr) Grund: Adjuster nicht bei sehr wenig Wind
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