Erfahrungsbericht Naish Matador LT 6m
 

Nachdem ich meinen Naish Wingsurfer S25 (5m, 2019) mit einem Matador LT (6m, 2022) ergänzt habe, wollte ich hier nochmal kurz meine Erfahrungen schildern, vielleicht nützt es ja jemandem was.

Was ich an beiden mag: iSup-Ventil (praktisch, wenn man ein Inflatable hat), Verstärkungen seitlich an den Tips (wenn man Longboard fährt).

Was ich am S25 mag: Tips gleichen Böen aus, schwankt nicht zuviel, superviele Griffe zum Idealposition ausprobieren bei Seitenwechsel und auch dümpeln/foilen. Große Fenster. Anfängerfreundlich.
Nachteile S25: Nicht so viel Druck, nicht so viel Spannung, unter 15kt will ich eigentlich immer mehr Power.

Was ich am Matador LT mag: Brutale Fronttube, keine Fenster, gut gespannt, großes V => enormer Druck und ich komm (trotz grad mal +1m zum S25) viel leichter raus. Fläche wächst nach hinten, nicht in der Wingspan => gutes Handling. Lange Griffe => man kann beim Seitewechsel mit beiden Händen in den selben Griff wechseln und nachher "nachrutschen". Jaja Boom wäre noch besser. Anders als beim MK4, den ich mal in der Hand hatte, genug Platz zwischen Griff und Strut (das erschien mir beim MK4 etwas eng, obwohl ich nicht so die Riesenpranken hab).
Nachteile LT: Nimmt jede Bö voll mit, Winddruckänderungen werden nicht ausgeglichen, Strömungsabriss härter als beim S25. Keine Fenster = immer gut gucken zwischendurch.

Und dann noch ein ambivalentes Feature: Wenn man den LT in Hüfthöhe gerade über dem Wasser hält, sackt oben über der Strut etwa 50cm hinter der Fronttube der "Bogen" ein, und der Wing zieht nicht mehr nach oben. Das ist super zum Flaggen, nicht so super wenn man auf dem Brett kniet, Vorderhand gegriffen hat, Wing Richtung Rücken zieht um die Hinterhand an den hinteren Griff zu kriegen: Wenn man den Wing zufällig in die Waagerechte zieht (z.B. weil gerade eine starke Bö kommt), dann tritt der Flag-Effekt ein und knallt einem die Strut auf die Schulter. Stört nicht weiter aber ich war doch überrascht.

Windstärkentechnisch hatte Robbie recht: Den Wingsurfer als Allrounder hab auch ich schon zwischen 7-22kt ohne Probleme eingesetzt (in 5m!), einfach etwas flacher stellen bei Starkwind und der Rest wird vom Wing wegtoleriert. Der LT toleriert da nix, da waren die 20kt Böen schon ein echtes Problem für mich (Anfänger!). Also kleinere Windrange für den LT.

Als Fazit: Ich find den LT geil und hab endlich genug Power (bei 70kg) für kinderleichtes Rauspumpen, aber klar hat der nicht nur Vorteile.

Hatte ihn auch. Jetzt durch Neutra 2023 5.5m ersetzt. Hat gleiches low-end und ist sonst in allen anderen Punkten besser. Zur Haltbarkeit kann ich nichts sagen, da es sich um mein erstes Gong Produkt handelt.

Echt, findest du den vorderen Griff nicht zu klein, um einen vernünftigen Handwechsel durchführen zu können?

Allerdings find ich auch, dass die Strutform beim Neutra ein bisschen ausentwickelter wirkt.

Ich fand den Neutra auch ganz sympathisch, nur war bei mir iSUP-Ventil ziemlich gesetzt, siehe auch vorheriger Eintrag:
https://oaseforum.de/showthread.php?t=182828

Ist vor allem das Auswehen im Starkwind besser? Oder irgendeine andere Situtation?

Grenzfalloptimierung
 

Also nochmals vorweg, der Naish Matador LT 6m ist ein guter Wing - aber nicht der beste fuer meine (ganz speziellen) Wuensche.

Ich (75kg + wetsuit und Hoodie (immer, auch bei 30 Grad), 65L Brett bin normalerweise (90%) mit meinem V1 Strike 5m unterwegs.
Fahre entweder kujira 1440 oder 1095. Und eigentlich nur (strapless) in der Welle. Ansonsten haenge ich im Trapez, um wieder raus zu fahren.

Gesucht habe ich fuer meine (oft doofen/shifty) Wind Bedingungen einen Wing der

- nach unten hin mehr low-end hat als mein 2J alter 5m v1 Strike
- besser sichtbar ist als mein (dunkelblauer) Strike
- ansonsten im Handling vergleichbar ist
- schneller ist bei mehr Wind aber ohne unkontrollierbar zu werden.
- sehr gut fuer Trapez geeignet ist
- bei boeigem Wind nicht nervt
- in der Welle sich so verhaelt wie mein Strike
- also die eierlegende Wollmilchsau fuer meine Spots

Die logische Konsequenz waere den Strike V2 in 5.5m zu kaufen. Den konnte ich aber nicht testen und er war immer wieder nicht lieferbar. Ausserdem war mir anfangs nicht klar, dass ich bei einem 5.5m landen werde ...
Habe auch 7m Sic, 6m CWC, 6.2m flysurfer und 5.1m RS und SLS 5.5m getestet ...

Die Handles am Neutra sind ok. Der SLS 5.5 ist ein besserer Wing, aber die Frontschlaufe ist zu locker und ich will nicht immer mit Boom fahren. Alle anderen haben nicht so gut in meinen Windbereich gepasst.

Beim LT fand ich die Schlaufen zu weit von einander entfernt, er neigt auch zum backwinding. Die Spannweite macht ihn sehr einfach in den Transitions aber er braucht mehr Wind um nicht hinten abzufallen (Welle).
Bei mehr Wind hatte ich immer das Gefuehl einen Wing fuer Fahrer mit 90kg und mehr zu benutzen und ich denke, dass ab 85kg das Fahrgefuehl wesentlich besser ist. Ansonsten war er im Handling einfach nicht genug Strike-like (Der Neutra hingegen schon) ... Trapez befestigen (mag nur die von Ozone) war richtig schwierig weil nur an den Handles moeglich und damit nicht an der optimalen Stelle. Ausschlusskriterium fuer mich.

Und zu guter Letzt ist er einfach haesslich. Ich weiss, Geschmacksache aber ist halt mal so.

Der perfekte Wing:
Ich denke dass jeder Wing 2 isup Ventile haben sollte und ein System, dass Schlaufen, Griffe, oder Boom erlaubt (wie Ocean Rodeo das jetzt (fast) macht). Trapez sollte eingeplant sein ... aber letztlich muss ich momentan immer noch Abstriche hinnehmen und die Boston valves am Gong sind nicht so schlimm wenn man schon mal einen Takuma Wing hatte...

Letztlich ist die Frage, wie haltbar der Gong sein wird. Da ich ihn genauso behandle wie meinen 2J alten Strike, wird sich das wohl erst in 1-2 Jahren zeigen.

Cool, danke für die ausführliche Erklärung!

Das Gefühl hatte ich auch schon -- wenn Zug, dann aber richtig.

Wär ich auch dabei -- Träumen darf man ja...

Seit gestern weiß ich, was du meinst. War auf dem böigen Steinhuder Meer hart upwind unterwegs, Wing voll eingesheetet, da dreht der Wind ein winziges bisschen => Strömungsabriss, apparent Wind weg => direkter Wind dominiert oder vllt schlägt auch das "Flagging-Feature" mit dem Camberline oben einsacken zu => wahrgenommener Backwind und ich ins Wasser geschubst. Das war ziemlich überraschend ;)

Das hat mein S25 nur in ganz leichter Form gemacht, und na klar sind Böen kein faires Szenario zum Wing bewerten -- jedenfalls auch hier scheints, dass Wings unterschiedlich "backwind-tolerant" sein können.